
Die Diskussion um die Ungleichheit im Skispringen hat durch die Äußerungen von Selina Freitag erneut an Fahrt aufgenommen. Die 23-jährige Skispringerin vom WSC Oberwiesenthal äußerte sich am Neujahrstag nach ihrem Qualifikationssieg bei der Two-Nights-Tour in Garmisch-Partenkirchen zu den stattlichen Prämien für die männlichen Konkurrenten im Gegensatz zu ihren eigenen, geringen Belohnungen. Während männliche Athleten für einen Sieg in der Qualifikation 3.000 Schweizer Franken erhalten, bekam Freitag lediglich ein Partnerbag mit Duschgel, Shampoo und Handtüchern für ihren Erfolg.
Das, was Freitag im ARD-Interview sagte, sorgte für großes Aufsehen. „Bei den Herren ist es so: Die kriegen für einen Sieg in der Quali 3.000 Schweizer Franken und ich hab‘ gestern für meinen Quali-Sieg von Rituals so ein Partner-Bag bekommen mit Duschgel und Shampoo und vier Handtüchern,“ erklärte sie. Diese Äußerung entfachte eine neue Debatte über Gleichstellung im Sport, insbesondere im Skispringen, wo die Vermarktungsmöglichkeiten laut dem Skisprung-Renndirektor der Herren, Sandro Pertile, bei etwa 15 Prozent im Vergleich zu den Herren liegen.
Kritik an den Preisgeldern
Freitag reflektierte in ihren Aussagen auch auf die Diskrepanz im Preisgeld und wies darauf hin, dass es nicht nur um das Geld gehe, sondern auch um die Gleichbehandlung der Athleten. „Ich stehe zu meiner Meinung und hoffe, dass sich perspektivisch die Prämien bei Herren und Damen die Waage halten,“ sagte sie und betonte gleichzeitig, dass sie nicht wegen des Geldes springe. Diese Sichtweise wurde durch ihre Teamkolleginnen ergänzt, die ebenfalls bestätigten, dass ihnen vor allem die Wettkämpfe am Herzen liegen.
Die Äußerungen von Freitag trafen bei vielen auf Anklang, aber auch auf Kritik. Horst Hüttel, der Sportliche Leiter für Skispringen im Deutschen Skiverband (DSV), äußerte in der ARD, dass „Handtuch und Duschgel ein bisschen unglücklich gewählt“ seien. Er kündigte an, dass man sich für das nächste Jahr etwas Besseres einfallen lassen wolle. Trotz der Rückmeldungen und der medienwirksamen Diskussion, stellt Freitag klar, dass sie ihre Meinung im Namen aller Skispringerinnen geäußert habe. Bereits im Juli hatte ihre Kollegin Eva Pinkelnig betont, dass mehr Wettkämpfe notwendig seien, um auch die Preisgelder zu erhöhen.
Das Problem, das Freitag aufwarf, hat historische Wurzeln und zeigt die anhaltenden Herausforderungen, mit denen Frauen im Skispringen konfrontiert sind. Während die Männer bereits 1953 mit der Vierschanzentournee etabliert sind, steckt das Frauenskispringen weiterhin in der Entwicklung. Freitag selbst bestätigt, dass sie, trotz der angesprochenen Probleme, sich vor allem auf ihre sportlichen Leistungen konzentrieren will und hofft, bald ihren ersten Weltcupsieg zu feiern.
Die Diskussion über die Gleichbehandlung im Skisport wird mit Sicherheit weiterhin anhalten, wie die Berichterstattung zeigt. So berichtete freiepresse.de, dass viele Kritiker an die Fußball-Nationalspielerinnen erinnerten, die in der Vergangenheit für ihre Erfolge mit weniger als angemessenen Preisen belohnt wurden. Auch skispringen.com unterstreicht die Problematik und zeigt, wie wichtig es ist, dass das Thema Gleichstellung im Sport ernsthaft angegangen wird.