
Am vergangenen Wochenende wurde das VVN-Denkmal in Hohenstein-Ernstthal beschädigt. Unbekannte Täter entfernten sieben etwa 16 Zentimeter große Buchstaben aus Kupfer mit brachialer Gewalt, wobei ein Bolzenschneider vermutet wird. Der Vandalismus wurde am 6. Januar von einem Mitarbeiter des städtischen Bauhofes entdeckt. Das Denkmal trägt einen zentralen Schriftzug von Bertolt Brecht, der besagt: „Verschwunden, aber nicht vergessen. Niedergeknüppelt, aber nicht widerlegt.“
Die Polizei hat Ermittlungen wegen Sachbeschädigung und Diebstahls eingeleitet, der Schaden wird auf etwa 600 Euro geschätzt. Der Staatsschutz prüft, ob eine politische Motivation hinter der Tat steckt. Zudem wird untersucht, ob ein Zusammenhang zu den wiederholten Beschädigungen des Denkmals für Patrick Türmer besteht, der am 1. Oktober 1999 von Neonazis angegriffen und an den Folgen verstorben ist. Das Denkmal enthält ein Symbol in Form eines Dreiecks, das Häftlinge der Konzentrationslager trugen, sowie eine Liste der verstorbenen NS-Opfer der Region.
Angriffe auf Gedenkstätten
Angriffe auf NS-Gedenkstätten sind ein besorgniserregendes Phänomen in Deutschland. Laut Berichten gab es seit 2019 über 1700 Fälle politisch motivierter Kriminalität an Gedenkstätten, wobei der Großteil dieser Straftaten als „rechts“ eingestuft wurde. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Gedenkstätte Buchenwald, in der ein Anstieg solcher Vorfälle dokumentiert wurde. Die häufigste Straftat in diesem Zusammenhang ist Sachbeschädigung, mit über 415 verzeichneten Fällen, und die Aufklärungsquote liegt lediglich bei 9,32% der 1019 Fälle.
Zusätzlich betont Philipp Neumann-Thein, stellvertretender Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald, dass die Äußerungen von Personen, die zur Gewalt gegen Gedenkstätten aufrufen, wie die des selbsternannten „Volkslehrers“ Nicolai Nerling, als ernsthafte Angriffe auf die Erinnerungskultur betrachtet werden müssen. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Maßnahmen zur Sicherung und zum Schutz dieser wichtigen Erinnerungsorte ergriffen werden.