
Die Konjunktur in Deutschland ist zurzeit angeschlagen, was sich deutlich in der steigenden Zahl an Unternehmensinsolvenzen niederschlägt. Nach einem Bericht der Schwäbischen Post stieg die Zahl der Insolvenzen im Oktober 2024 um 22,9 % im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete Creditreform sogar 11.000 Unternehmensinsolvenzen – ein Anstieg von fast 30 % im Vergleich zum Vorjahr. In der Region Ostwürttemberg sind zahlreiche Betriebe betroffen.
Besonders alarmierend ist der Trend, dass die Insolvenzfälle das Niveau der Finanzkrise 2009 erreichen, wenn man Kleinstunternehmen ausnimmt. Wie Tagesschau berichtet, gibt es derzeit monatlich etwa 1.400 insolvente Firmen. Ein Großteil dieser Pleiten ist auf steigende Energiekosten und Finanzierungskosten zurückzuführen. Dies führt nicht nur zu einem Verlust wirtschaftlicher Substanz, sondern auch zu einer Marktbereinigung.
Betroffene Unternehmen in Ostwürttemberg
Die Insolvenzen betreffen eine Vielzahl von Unternehmen in der Region, darunter die traditionsreiche Chr. Renz GmbH in Heubach, die mit rund 125 Mitarbeitern in die Insolvenz ging. Der Insolvenzverwalter Martin Hörmann sucht nach einem Investor, damit das Unternehmen fortgeführt werden kann. Bei der Müder-Gruppe, die im August 2024 Insolvenz anmeldete, sind etwa 250 Mitarbeiter betroffen. Die Nachricht traf viele während ihrer Urlaubszeit.
Weitere Unternehmen, die Insolvenz anmelden mussten, sind Wahl-Druck in Aalen, das im September 2024 Insolvenz meldete, und die Rossaro Gipsbau GmbH, die aufgrund von Problemen im Wohnungsbau in ein vorläufiges Verfahren geriet. Auch die MPK Kemmer GmbH, die im November 2024 Insolvenz anmeldete, kämpft mit den Schwierigkeiten im Automotive-Bereich.
Branchenübergreifende Insolvenzen
Die Insolvenzen betreffen zudem weitere kritische Branchen. Die Investement Week identifiziert den Handel, die Bauwirtschaft und den Automobilsektor als besonders starke Krisenherde. Im Handel meldeten bekannte Namen wie Galeria Karstadt Kaufhof und die Deko-Kette Depot Insolvenz an, während im Bauwesen Unternehmen wie die Gröner Group in zahllose Schwierigkeiten gerieten.
Darüber hinaus wurden mehrere Zulieferer aus der Automobilindustrie insolvent, während größere Firmen wie Bosch und ZF Friedrichshafen Stellenabbau ankündigten. Auch Start-ups bleiben nicht verschont: Der Elektro-Flugzeugbauer Lilium, der aufgrund seiner pleitenmäßig prekärsituierten Lage kurz vor Weihnachten einen Investor finden konnte.
Die Entwicklungen im Insolvenzgeschehen deuten auf eine Marktbereinigung hin, und es wird erwartet, dass die Insolvenzzahlen im Jahr 2025 weiter ansteigen werden. Experten sehen insbesondere die wirtschaftliche Schwäche und die gestiegenen Kosten als treibende Kräfte hinter dieser besorgniserregenden Entwicklung. In den kommenden Monaten bleibt die Frage offen, wie Unternehmen und Politik auf die Herausforderungen reagieren werden.