
Am 9. Januar 2025 wurde bekannt gegeben, dass Professorin Dr. Julie Casteigt in die Förderlinie „Distinguished Professorship“ des bayerischen Spitzenprofessurenprogramms ausgewählt wurde. Sie wird an der Fakultät für Katholische Theologie der Universität Regensburg (UR) forschen. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der philosophischen Rezeption der Bibel im Mittelalter und deren Interpretation über lange Zeiträume hinweg.
Die Auswahl erfolgte durch den Bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, basierend auf der Empfehlung einer internationalen Expertenkommission. Die Professur wird über die nächsten fünf Jahre mit fünf Millionen Euro vom Wissenschaftsministerium gefördert.
Bedeutung der Berufung
Professorin Casteigt ist in der wissenschaftlichen Gemeinschaft vor allem für ihre innovativen Studien zu Meister Eckhart, Albert dem Großen und mittelalterlichen Kommentaren zum Johannesevangelium anerkannt. Ihre bedeutende Rolle wird durch die Initiativen zur Etablierung der Digital Humanities an der UR und die Edition mittelalterlicher Handschriften unterstrichen. Ihr Ziel ist es, den Zugang zu neu edierten Texten für eine breite Öffentlichkeit zu schaffen.
Casteigt hat in der Vergangenheit zahlreiche wissenschaftliche Preise in Deutschland, Frankreich und Österreich erhalten, darunter den prestigeträchtigen Friedrich Wilhelm Bessel-Preis der Alexander von Humboldt-Stiftung. Ihre akademische Laufbahn umfasst bedeutende Lehr und Forschungstätigkeiten an Universitäten in Toulouse, Paris, Freiburg sowie Gotha/Erfurt.
Verbindung zu digitalen Geisteswissenschaften
Ein zentrales Element ihrer Arbeit wird die Verbindung zur Digital Humanities sein. Diese Disziplin zielt darauf ab, digitale Methoden in den Geisteswissenschaften einzusetzen, um neue Erkenntnisse zur philologischen und historischen Forschung zu gewinnen. An der Universität Regensburg bietet der Master Digital Humanities eine Grundlagenausbildung für Geisteswissenschaftler, die keine tiefen IT-Kenntnisse haben.
Die Digital Humanities zielen darauf ab, Technologien wie maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz in geisteswissenschaftliche Forschungsprojekte zu integrieren. Damit unterstützt Casteigts Forschung die interdisziplinären Projekte und Foren an der UR, einschliesslich der Kolleg-Forschungsgruppe „Beyond Canon“ und dem Forschungsschwerpunkt zur Bibel und ihrer Rezeption.
Meister Eckhart und seine Relevanz
Die Arbeit von Casteigt wird nicht zuletzt durch ihre Forschung zu Meister Eckhart unterstützt, einem der bedeutendsten Denker des Mittelalters. Eckhart, der 1260 in Hochheim geboren wurde, trat früh in den Dominikanerorden ein und erhielt seine Ausbildung unter Albert dem Großen. Seine Philosophien zu Selbstbewusstsein und moralischer Verantwortung sind bis heute von großer Bedeutung. Eckhart betrachtete die Heilige Schrift als philosophisches Werk und nutzte sie zur Erklärung von Theorien, die auch die Grundlage von Casteigts Forschungsansatz bilden.
Sein Einfluss auf die Bildung und Kultur des 13. und 14. Jahrhunderts zeigt die Rolle der Dominikaner, die durch die Förderung von Selbstentdeckung und Selbstkultivierung zur gesellschaftlichen Entwicklung in Europa beitrugen. Casteigts Forschung wird diese Dimensionen in ihre Arbeit integrieren, was zu erwartenden Synergieeffekten mit bestehenden Projekten an der Universität führen dürfte.
Die Berufung von Professorin Dr. Julie Casteigt wird von Dekanin Professorin Dr. Ute Leimgruber als großer Gewinn für die Fakultät hervorgehoben. Mit ihrem Engagement und ihrer Kreativität wird sie zur Verstärkung der akademischen Gemeinschaft an der Universität Regensburg und zur Weiterentwicklung der Digital Humanities wesentlich beitragen.