
Im Stadtgebiet von Aalen und im gesamten Ostalbkreis wird ab dem 1. Januar 2025 eine grundlegende Änderung in der Textilentsorgung wirksam. Gemäß einer neuen EU-Vorgabe dürfen Textilien nicht mehr im Restmüll entsorgt werden. Diese Regelung zielt darauf ab, den Textilmüll zu reduzieren und das Recycling von Alttextilien zu fördern. Ein dringendes Problem ist jedoch der zunehmende Mangel an Altkleidercontainern in der Region, was die Umsetzung dieser Vorgabe erschwert.
Bereits jetzt gibt es Anzeichen für eine Krise in der Altkleidersammlung: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) sowie die Malteser in Aalen haben ihre Altkleidersammlung eingestellt. Zudem wurden alle öffentlichen Container der Malteser bis zum 31. Dezember 2022 abgebaut. Diese Entscheidung ist nicht ohne Konsequenzen, denn seit Frühjahr 2023 sind Schuh- und Altkleidercontainer auf öffentlichen Flächen in Aalen verboten.
Hintergründe der Container-Krise
Die Gründe für den Rückgang an verfügbaren Containern sind vielschichtig. Eine wesentliche Ursache sind die gestiegenen Gebühren für Stellplätze im öffentlichen Raum, die viele Organisationen vor finanzielle Herausforderungen stellen. Außerdem gab es zunehmend illegale Müllablagerungen an den ursprünglich vorgesehenen Containerstandorten. Dies sowie die hohe Anzahl minderwertiger Textilien, die durch den Trend der Fast Fashion in die Container gelangten, haben zu der derzeitigen Situation beigetragen.
Aktuell gibt es in Aalen noch acht von ursprünglich 59 Containerstandorten. Ab dem 31. Dezember 2024 werden alle DRK-Altkleidercontainer auf den GOA-Wertstoffhöfen nicht mehr vorhanden sein, da die GOA ihre Vereinbarung zur Bereitstellung von Containern gekündigt hat. Die Stadtverwaltung hat bisher keine Beschwerden über diesen drastischen Rückgang erhalten.
EU-Vorgaben und deren Auswirkungen
Die neue EU-Vorgabe verlangt von allen Mitgliedstaaten, dass ab dem 1. Januar 2025 gebrauchte Textilien getrennt von anderen Abfällen gesammelt werden. Dies betrifft nicht nur Kleidung, sondern auch Bettwäsche, Handtücher und Vorhänge. In Deutschland wird jedes Jahr eine Million Tonnen Alttextilien in Containern gesammelt, wobei von diesen nur etwa 50% noch brauchbar sind. Aktuell liegen die Sammelquoten in der EU bei rund 22%. Im Vergleich dazu sind die Zahlen in Deutschland jedoch allemal höher.
ZDF berichtet, dass der Anteil der gesammelten Alttextilien, die noch für Bedürftige verwendbar sind, lediglich 10% beträgt. Der Großteil der brauchbaren Textilien wird häufig außerhalb der EU vermarktet. Auch die Recyclingquote bleibt besorgniserregend niedrig: Global gesehen wird geschätzt, dass weniger als 1% der Alttextilien in neue Produkte umgewandelt wird.
Die Herausforderungen der Textilindustrie
Ein kritischer Punkt ist die Verschmutzung vieler Textilien, die deren Recycling erschwert. Mischfasern sind besonders problematisch, da sie oft nach der Sortierung verbrannt werden müssen. Das Handeln kann nicht nur lokale Entsorgungsprobleme lösen, sondern auch die Umweltbelastung durch die Bekleidungsindustrie reduzieren, die mehr Treibhausgasemissionen verursacht als alle internationalen Flüge und Schiffe zusammen. Die genaue Umsetzung der Regelungen wird die Entsorgungsgewohnheiten der Bürger erheblich beeinflussen müssen, um die angestrebten Recyclingquoten zu erreichen.
Bernd Schiele von den Maltesern schlägt vor, dass die GOA die Verantwortung für die Textilentsorgung übernehmen sollte. Anton Vaas von der Aktion Hoffnung kritisiert die EU-Vorgabe und merkt an, dass viele gesammelte Textilien nicht mehr verwertbar seien. Er empfiehlt, lediglich tragbare Kleidung in die Altkleidercontainer zu geben, während unbrauchbare Textilien in den Restmüll gehören sollten.
In Aalen koordinieren derzeit Institutionen wie Caritas und DRK-Kleiderladen die Übergabe von erhaltener Kleidung, um sicherzustellen, dass diese auch tatsächlich Bedarf gedeckt wird. Schwäbische Post verweist darauf, dass die GOA gegenwärtig in Verhandlungen mit neuen Abnehmern für die Altkleidercontainer steht. Der Druck auf den kommunalen Raum wird steigen, um die Vorgaben der EU fristgerecht und effektiv umzusetzen.