
Ein manövrierunfähiger Tanker, bekannt als „Eventin“, treibt nördlich der Insel Rügen in der Ostsee und sorgt für besorgte Blicke bei den Behörden. Laut dem Havariekommando hat der 274 Meter lange und 48 Meter breite Tanker, der unter der Flagge Panamas fährt, rund 99.000 Tonnen Öl geladen. Trotz der potenziellen Gefahren scheint das Schiff stabil zu sein, und es besteht keine unmittelbare Gefahr für die Umwelt. Die Besatzung bleibt an Bord, eine Evakuierung ist nicht notwendig, was aber nicht die Komplexität der Situation mindert.
Der Tanker war ursprünglich auf dem Weg von Ust-Luga in Russland nach Port Said in Ägypten, als er in manövrierunfähigen Zustand geriet. Der genaue Grund für diese Unfähigkeit bleibt unklar. Um die Situation zu entschärfen, wurden das Mehrzweckschiff „Arkona“ und der Notschlepper „Bremen Fighter“ eingesetzt. Zudem ist ein speziell ausgebildetes Team alarmiert worden, um eine Schleppverbindung herzustellen. Der Havarist könnte entweder nach Rostock oder möglicherweise nach Dänemark geschleppt werden.
Bedrohung durch Sturm und Schattenflotte
Die umgebenden Wetterbedingungen, die von mäßigem bis frischem Wind geprägt sind, erfordern dringende Abschleppmaßnahmen. In diesem Zusammenhang ist der Tanker „Eventin“ Teil der sogenannten russischen Schattenflotte, die aus oft überalten und maroden Tankern besteht. Diese Schiffe haben in der Vergangenheit durch häufigen Wechsel von Namen und Flaggenstaaten sowie einen zweifelhaften Versicherungsschutz auf sich aufmerksam gemacht. Es ist alarmierend, dass der Transport von Rohöl und Ölprodukten aus russischen Häfen trotz internationaler Sanktionen weiterhin stattfindet.
Greenpeace hat die Sicherheit dieser alten Tanker in der Ostsee stark kritisiert. Die Organisation warnt vor den verheerenden Auswirkungen einer möglichen Ölpest, die nicht nur das Ökosystem der Ostsee gefährden würde, sondern auch die deutsche Küste massiv schädigen könnte. Auch die Zunahme von Tankern, die russisches Rohöl verschiffen, ist laut einem Bericht von Deutschlandfunk bedenklich. Seit dem Angriff auf die Ukraine hat sich die Situation in der Ostsee drastisch gewandelt.
Hintergrund und Konsequenzen
Greenpeace schätzt, dass die Fahrten von Öltankern seit Januar 2021 um 70 Prozent gestiegen sind. Im letzten Jahr passierten beinahe 1.000 mit Öl beladene Tanker die deutsche Küste, was durchschnittlich zwei bis drei Schiffe pro Tag entspricht. Die Tatsache, dass viele dieser Tanker durch Naturschutzgebiete kreuzen, verstärkt die Besorgnis über potenzielle Umweltkatastrophen.
Darüber hinaus hat die EU mehrere Sanktionen gegen Russland in Kraft gesetzt, um den Öl-Export zu unterbinden. Dennoch scheinen viele Tanker Wege zu finden, die Sanktionen zu umgehen und die Geschäfte mit Rohöl fortzusetzen. Dies stellt nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein ökologisches Risiko dar, das weiterhin ernst genommen werden muss.