
Am 2. Januar 2025 kam es im Pasewalker Stadtteil Stiftshof zu einem besorgniserregenden Tierschutzfall. Die Polizei entdeckte in einem verlassenen Haus sowohl verwahrloste als auch mumifizierte Tiere. Dies geschah nach einem Hinweis von einem besorgten Bürger, der die unhaltbaren Zustände auf dem Gehöft eines Ehepaares gemeldet hatte. Die Behörde fand bei der Durchsuchung des neuen Wohnorts des Paares insgesamt neun Hunde, darunter drei Erwachsene und sechs Welpen, die alle stark unterernährt waren.
Zusätzlich wurden in dem verlassenen Haus sechs mumifizierte Kadaver gefunden; drei Hunde und drei Kaninchen. Aufgrund der erschreckenden Erkenntnisse wurden gegen das Ehepaar Strafanzeigen erstattet, unter anderem wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Die Rettung der lebenden Tiere wurde sofort organisiert, wobei die Überlebenden in die Obhut der Tierrettung Vorpommern-Greifswald übergeben wurden.
Missachtung der Tierschutzbestimmungen
Bei den Einsätzen offenbarte sich ein schockierendes Bild. Ein Welpe wurde mit gelähmten Hinterbeinen und unbehandelten Hautentzündungen gefunden. Die Umstände waren alarmierend: Das Haus war von Hundefäkalien durchzogen, und das Hundefutter für die Welpen war ungeeignet. Auch bei den Kaninchen, die in zwei Käfigen untergebracht waren, herrschte ein katastrophaler Zustand. Eines war tot, und die lebenden Tiere hatten keinen Zugang zu Nahrung.
Die amtliche Tierärztin berichtete von unzureichenden Lebensbedingungen und erstellt eine weitere Strafanzeige. Der Fall wurde zudem als „Animal Hoarding“ klassifiziert, was auf eine mangelhafte Versorgung von Tieren hinweist. Eine Obduktion der toten Tiere soll nachweisen, inwieweit eine Unterversorgung stattgefunden hat.
Kritik an den Behörden
Der Landkreis Vorpommern-Greifswald sieht sich aufgrund der Vorfälle in der Kritik. Veterinäramtschef Dr. Holger Vogel wies kürzlich auf einer Pressekonferenz Kritik an der Unterbringung der geretteten Hunde in einem offenen Hundezwinger zurück. Acht der neun geretteten Hunde sind mittlerweile auf dem Weg in die Vermittlung. Der neunte Hund wartet noch auf eine Diagnose. Dr. Vogel erklärte, dass die Hunde 48 Stunden dort bleiben mussten, um auf Krankheiten untersucht zu werden, bevor sie in Pflege gegeben werden konnten.
Er betonte zudem, dass es schwerwiegende Mängel in der artgerechten Haltung von Tieren gibt und dass immer mehr Tierbesitzer an den erforderlichen Kenntnissen fehlen. Das Problem wurde von Anwohnern bereits Anfang Dezember 2024 gemeldet, jedoch als nicht dringlich empfunden, was die Behörden in ein schlechtes Licht rückt.
Dr. Vogel unterstrich die Wichtigkeit des Tierseuchenschutzes und äußerte, dass die Polizei für die Identifizierung der Tiereigentümer zuständig sei. Diese wurden erst Wochen nach den ersten Meldungen von Anwohnern ausfindig gemacht.
Rechtlicher Rahmen und Tierschutz
Das Tierschutzgesetz schützt Tiere vor vermeidbaren Schmerzen und Leiden. Tiere sind rechtlich keine Sachen, sondern Mitgeschöpfe, die Schmerz empfinden können. Verstöße gegen das Tierschutzgesetz können sowohl zivilrechtlich als auch strafrechtlich verfolgt werden. In diesem Kontext wird der Druck auf die Behörden weiter steigen, bei Verdacht auf Tierquälerei zuverlässig zu handeln und Tierschutzverstöße zu ahnden.
Die Vorfälle im Landkreis Vorpommern-Greifswald werfen Fragen auf über die wirksame Durchsetzung der Tierschutzgesetze. Fachleute fordern ein Verbandsklagerecht für Tierschutzorganisationen, um sicherzustellen, dass Tiere ausreichend geschützt werden und Vergehen gegen das Tierschutzgesetz nicht ungestraft bleiben.
Dr. Vogel verurteilte zudem die Gewaltakte gegen die ehemaligen Besitzer der Hunde und hob die Bedeutung der Rechtsstaatlichkeit hervor. Die Situation in Pasewalk ist ein eindringlicher Appell an die Gesellschaft, Tierschutz nicht nur als staatliche Aufgabe zu betrachten, sondern auch als eine Verantwortung, die jeder Tierliebhaber ernst nehmen sollte.