
Der Integrationsbeirat in Kempten, der seine Wurzeln bis ins Jahr 1974 hat, feierte kürzlich sein 50-jähriges Bestehen. Die Gründung des ersten Ausländerbeirats kam auf einen Antrag der SPD-Fraktion, der am 14. November 1973 eingereicht wurde. Damals lebten in Kempten etwa 4.850 Ausländer, was ungefähr 9 % der Bevölkerung entsprach. Diese ersten Schritte in der Integrationspolitik waren nicht unumstritten; CSU-Stadträte hatten sich gegen die Vorschläge zur Gründung des Beirats ausgesprochen. Dennoch beschloss der Stadtrat am 9. Mai 1974, den Ausländerbeirat ins Leben zu rufen, dessen konstituierende Sitzung am 4. November 1974 stattfand. Fadil Vila wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt, während Stavros Portsidis als Stellvertreter fungierte.
Der Ausländerbeirat, der ursprünglich aus 7 stimmberechtigten Vertretern der Ausländer und 8 beratenden Mitgliedern bestand, sollte die Interessen ausländischer Mitbürger vertreten. Die Gründung traf jedoch bereits früh auf Herausforderungen. Vila trat nur zehn Monate nach seiner Wahl zurück, und schon bald folgten weitere Rücktritte. 1984 fand eine grundlegende Neugründung statt, bei der der Beirat durch Direktwahlen legitimiert wurde. Diese Regelung brachte eine Kontinuität, die bis heute anhält.
Entwicklung des Integrationsbeirats
Im Jahr 2009 wurde der Ausländerbeirat schließlich in Integrationsbeirat umbenannt und für alle Personen mit deutschem Pass und Migrationshintergrund geöffnet. In diesem Kontext ist es wichtig zu erwähnen, dass der Integrationsbeirat die Interessen der Menschen mit Migrationsgeschichte vertritt und den Kemptener Stadtrat zu relevanten Themen berät. Der Beirat fördert den interkulturellen Dialog und bringt die Perspektiven der Migranten in die Integrationspolitik ein. Die derzeitige Vorsitzende, Stadträtin Ilknur Altan, leitet die Meetings des Beirats, die in der Regel dreimal jährlich stattfinden. Dies zeigt das Engagement für eine aktive Mitgestaltung des Zusammenlebens in Kempten.
Die Entwicklung der Integrationspolitik in Deutschland allgemein zeigt, dass diese nicht immer von einer klaren gesetzlichen Grundlage gestützt wurde. Bis zur Jahrhundertwende galt Deutschland nicht als Einwanderungsland. Daher wurde das Thema lange Zeit an Wohlfahrtsverbände delegiert. Es war erst im Jahr 2005, als mit dem Zuwanderungsgesetz Integrationsmaßnahmen als staatliche Aufgabe festgeschrieben wurden. Dies hat auch Auswirkungen auf die kommunale Ebene, wo viele Städte, darunter Kempten, Ausländer- oder Integrationsbeiräte gegründet haben. Diese Gremien sind entscheidend, um die Stimme der ausländischen Bevölkerung zu hören und ihre politischen Belange zu vertreten.
Herausforderungen und Chancen
Die Herausforderungen, mit denen Migranten konfrontiert sind, bleiben jedoch bestehen. Sie betrifft vorrangig sprachliche Barrieren und Schwierigkeiten im Umgang mit Behörden und dem Wohnungsmarkt. Integrationskurse, die die Teilnahme an Sprach- und Orientierungskursen umfassen, sind seit 2005 eingeführt und sollen diesen Herausforderungen begegnen. Dennoch bleibt die Realität, dass die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund oft eingeschränkt ist. Statistiken zeigen, dass sie in Bildung, Arbeitsmarkt und politischer Partizipation weiterhin geringere Chancen haben.
Fazit: Der Integrationsbeirat Kempten hat sich seit seiner Gründung erheblich weiterentwickelt und stellt einen zentralen Akteur in der lokalen Integrationspolitik dar. Mit seinem Fokus auf interkulturellen Dialog und Unterstützung für Migrantinnen und Migranten bleibt er ein wichtiges Forum, um die Integration voranzutreiben und die Vielfalt in der Stadt zu fördern. Die ständige Evaluation und der Anpassungsbedarf in der Integrationspolitik sind unerlässlich, um diesen Prozess erfolgreich zu gestalten.
Für weitere Informationen und die vollständige Chronologie zu den Entwicklungen des Beirats, können interessierte Leser die Artikel von Merkur und der Stadt Kempten Kempten durchsehen.