
Am 11. Januar 2025 entdeckte die Polizei in Landshut bei einer Wohnungsdurchsuchung einen mutmaßlich gewilderten Rehbockschädel sowie mehrere gestohlene Fahrräder. Diese Maßnahme wurde eingeleitet, nachdem der 64-jährige Beschuldigte zuletzt auffällig geworden war, da er Fahrräder und Fahrradteile an einem Baum im Bereich des Bahnhofs abgestellt hatte. Als die Polizei den Mann kontrollierte, stellte sich heraus, dass er den rechtmäßigen Besitz dieser Gegenstände nicht nachweisen konnte, was die Ermittlungen weiter intensifizierte. Die Polizei stellte fest, dass die sichergestellten Objekte einen Wert im fünfstelligen Bereich haben, und ermittelt nun wegen mehrerer Strafanzeigen gegen den Mann, berichtet die PNP.
Die Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigen förderte nicht nur Fahrräder und Fahrradteile zutage, sondern auch den augenscheinlich gewilderten Rehbockschädel. Dieser Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die Problematik der Wilderei in Deutschland, eine Deliktsart, die oft unterschätzt wird. Der Fall fügt sich in einen größeren Kontext ein, der durch vorangegangene Ereignisse, wie den Mord an zwei Polizisten bei Kusel, die im Kampf gegen Wilderei ums Leben kamen, geprägt ist. Hierbei demonstrierte der Täter konsequent, wie hoch die Gefahren im Zusammenhang mit illegaler Jagd sind, wie die Zeit berichtet.
Wilderei im Fokus
Die Wilderei bleibt in der deutschen Strafverfolgung ein ernstes, jedoch häufig vernachlässigtes Anliegen. Insbesondere seit dem Mordfall von Kusel, bei dem Polizisten während einer Kontrolle erschossen wurden, erhält dieses Thema mehr öffentliche Aufmerksamkeit. Der Haupttäter des Mordes hatte unter Nutzung eines Nachtsichtgeräts gearbeitet, während die Beamten bei Dunkelheit blinden Zugang zu Informationen hatten, erklärt LTO.
Die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt, dass im Jahr 2020 allein 1.080 Wilderei-Fälle erfasst wurden, von denen lediglich 336 aufgeklärt werden konnten. Die Dunkelziffer könnte noch wesentlich höher liegen, schätzt man auf etwa eins zu neun. Die Beweislage erweist sich als problematisch, da Fingerabdrücke im Wald selten gefunden werden und Wildkameras oft nicht verwertbare Aufnahmen liefern. Diese Umstände führen dazu, dass viele Ermittlungsverfahren eingestellt werden, und die Aufklärungsrate bleibt erschreckend niedrig.
Die Situation wird durch die unklare Zuständigkeit zwischen den verschiedenen Behörden weiter verkompliziert. In manchen Bundesländern, wie Brandenburg, wurden spezielle Staatsanwaltschaften für Umweltkriminalität eingerichtet, um diesem Dilemma entgegenzuwirken. In der Schweiz hingegen gibt es ein flächendeckendes Netzwerk von Wildhütern, die über Polizeirechte verfügen und somit effektiver gegen Wilderei vorgehen können.