
Am Samstag erlebte die Stadt Zweibrücken ein farbenfrohes Spektakel: Narren stürmten das Rathaus, um sich symbolisch die Macht zu erkämpfen. Der legendäre Rathaussturm, eine Tradition, die im Rheinland und darüber hinaus gefeiert wird, lockte zahlreiche Feiernde an. Von der Stadtverwaltung und dem Oberbürgermeister Marold Wosnitza (alias „Bob der Baumeister“) priorisiert, wurde der Schlüssel zur Stadt um 11:11 Uhr übergeben, nachdem die Narren die Sicherheitsvorkehrungen erfolgreich durchbrachen. Auch trotz Böllern und Raketen rückten die Narren mit einem Bollwerk aus Heuballen vor und eroberten den Ratssaal, der kurzerhand als Versammlungsort umfunktioniert wurde.
Unter den Feiernden waren prominente Figuren in prachtvollen Kostümen: Heike Förch als Königin Camilla, Eva-Maria Braun als Königin Maxima, Simon Nikolaus als Fürst Albert von Monaco und Nadine Kutschke als der schwedische König Carl Gustaf. Letztere begrüßte das Narrenvolk mit einem fröhlichen „Welcome to Twobridges“ und legte darauf hin einen Toast Hawaii aus.
Politik mit Humor
Prinzregent Marold erzählte den versammelten Narren zudem kinderfreundliche Geschichten aus der Politik. Er schilderte amüsant die Herausforderungen der Ampelkoalition in der Bundeshauptstadt und erklärte, dass Olaf Scholz als Chef fungiere, unterstützt von Robert Habeck und Christian Lindner. Gleichzeitig benannte er das Thema nachhaltige Energie, das auch in der Stadt Zweibrücken immer wichtiger wird, und scherzhaft bemerkt er, dass die Mettwürste der Stadt das einzig Nachhaltige seien.
Die Atmosphäre im Rathaus war heiter und einladend. Die Hausbesitzer beteiligten sich schnell an den Feierlichkeiten und freuten sich über die ausgelassene Stimmung. Nach einer musikalischen Eröffnung übernahmen Marold und die KVZ-Präsidentin Heike Förch die Moderation, wobei sie auch dem Vorschlag von Königin Maxima nachgingen, den Schlossplatz in einen Wohnmobil-Stellplatz umzuwandeln. Börsenlegende waren auch die Tulpenzwiebeln, die Marold für eine geplante Tulpenzucht von Königin Maxima erhielt.
Ein Fest für alle
Die Karnevalsvereine stellten ihre neuen Orden vor und das Geburtstagskind Marianne Semar, die 70 Jahre alt wurde, bekam ein besonderes Präsent. Die Verleihung der Preise der „Filmfestspiele Royal Deux-Ponts“ fand ebenfalls statt, wobei Oberbürgermeister Wosnitza in mehreren Kategorien, darunter der „Grüne Pfeil“ und die „Goldene Himbeere“, ausgezeichnet wurde.
Der Rathaussturm ist nicht nur ein gesellschaftliches Ereignis, sondern auch Teil einer tief verwurzelten Tradition des Karnevals in Deutschland, der vielfältige regionale Ausdrucksformen hat. Historisch gesehen hat der Karneval Wurzeln in antiken Festlichkeiten, vereint mit Elementen aus keltischen Bräuchen zur Vertreibung von Winter und bösen Geistern. In katholisch dominierten Regionen, wie im Rheinland, wird er seit Jahrhunderten gefeiert, während er in protestantischen Gebieten erst jüngeren Ursprungs ist. Dies unterstreicht die kulturelle Bedeutung, die dem Karneval in der deutschen Gesellschaft beigemessen wird. Der Höhepunkt dieses Festes wird durch die phantasievollen Verkleidungen, den Scherz über Autoritäten und die Aufhebung gesellschaftlicher Unterschiede geprägt.
Am Ende des Tages waren die Narren und Feiernden glücklich, dass sie das Rathaus erfolgreich erobert hatten und eine weitere Tradition im Herzen von Zweibrücken lebendig gehalten wurde. Oberbürgermeister Wosnitza und die Narren wurden dabei Zeugen eines bunten und ausgelassenen Festes, das den Geist der Fasenacht auf unvergessliche Weise zelebrierte.