
Das Nationaltheater Mannheim hat am 12. Januar 2025 die Premiere des neuen Stücks „Apropos Schmerz (denken Sie an etwas Schönes)“ der diesjährigen Hausautorin Leonie Lorena Wyss gefeiert. Wyss, die 2023 für ihr Adoleszenz-Stück „Blaupause“ den Hauptpreis beim Heidelberger Stückemarkt gewann, präsentiert in diesem Werk eine kritische Auseinandersetzung mit den Missständen im Gesundheitssystem, die speziell weiblich gelesene Körper betreffen.
In „Apropos Schmerz“ wird die Geschichte von Anna Blume erzählt, die im Wartezimmer eines Psychiatrischen Arztes verweilt. Der Psychiater entlässt sie ohne weitere Untersuchung und rät ihr, joggen zu gehen. Diese Handlung illustriert die bürokratischen Absurditäten und die Vorurteile, die im Gesundheitswesen weit verbreitet sind. Anhand von Annas Erfahrung wird deutlich, dass Impfstoffe und Medikamente häufig auf biologisch männliche Körper angepasst sind, während die Belange von weiblich gelesenen Personen oft unzureichend berücksichtigt werden.
Themen des Stücks
Wyss thematisiert in ihrem Werk die anhaltende Unkenntnis und die weit verbreiteten Fehldiagnosen gegenüber weiblich gelesenen Körpern. Das Stück stellt unerbittlich die Fragen zur Missachtung und der Notwendigkeit, eine Sprache für unerklärliche Schmerzen zu finden. Einzelne Szenen sind dabei nicht nur emotional aufgeladen, sondern zeigen auch konkret Angst- und Schmerzzustände, die von der Gesellschaft oft nicht gesehen werden.
Wyss‘ künstlerischer Aufenthalt als Hausautorin während der Spielzeit 2024/25 wird von den Freunden und Förderern des Nationaltheaters Mannheim e. V. unterstützt. Diese Förderung ermöglicht es ihr, tiefere Einblicke in die strukturellen Missstände zu gewinnen und sie an einem prominenten Ort zur Sprache zu bringen.
Kulturelle Perspektiven und Herausforderungen
In einem breiteren Kontext betrachten Fachleute wie Nicola Bramkamp, die Schauspielchefin in Bonn ist, das Thema Geschlechtergerechtigkeit in der Kulturbranche. Sie hebt hervor, dass weniger als 30 % der Führungspositionen in Theatern von Frauen besetzt sind. Die Herausforderungen im Theater verstärken sich durch bestehende Probleme wie den Gender Pay Gap und das Fehlen von Frauen in wichtigen Entscheidungspositionen.
Bramkamp engagiert sich dafür, das Bewusstsein für diese Themen zu schärfen und betont die Notwendigkeit von Veränderungen, insbesondere in Bezug auf die Arbeitsbedingungen für Frauen im Theater. Dies wird durch Initiativen wie die Vertrauensstelle Themis unterstützt, die nach der #MeToo-Bewegung eingerichtet wurde, um Opfern von Machtmissbrauch zu helfen.
Die Premiere von „Apropos Schmerz“ stellt nicht nur ein kulturelles Ereignis dar, sondern auch einen wichtigen Schritt in Richtung einer ehrlichen und kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Strukturen. Leonie Lorena Wyss‘ Stück fordert die Zuschauer dazu auf, über eigene Erfahrungen und Wahrnehmungen nachzudenken und sich mit wichtigen Fragen des Gesundheitssystems auseinanderzusetzen.
Für weitere Informationen zur Inszenierung von „Apropos Schmerz“ können Interessierte die Seite des Nationaltheaters Mannheim besuchen: Nationaltheater Mannheim. Weitere Einblicke in die Thematik liefert die Berichterstattung der Rheinpfalz: Rheinpfalz.