
Am 13. Januar 2025 wurde das Unwort des Jahres 2024 bekannt gegeben. Professorin Dr. Constanze Spieß von der Philipps-Universität Marburg enthüllte, dass der Begriff „biodeutsch“ von der Jury gewählt wurde. Dieser Ausdruck ist ein anschauliches Beispiel für eine Entwicklung in der deutschen Sprache, die zunehmend diskriminerende und rassistische Konnotationen annehmen kann. Der Begriff, der ursprünglich ironisch verwendet wurde, wird mittlerweile ernsthaft eingesetzt und trägt zur Abwertung von Menschen mit Migrationshintergrund bei. Die Verwendung geschieht häufig in sozialen Medien und zeigt, wie Sprache zur gesellschaftlichen Ausgrenzung beitragen kann. Prof. Spieß beschreibt „biodeutsch“ als eine Konstruktion, die eine rassistische, biologistische Auffassung von Nationalität impliziert und steht in einer Linie mit anderen abwertenden Begriffen wie „Passdeutsche“ und „echte Deutsche“.
Der Begriff „biodeutsch“ fördert eine gesellschaftliche Unterteilung in „echte“ Deutsche und Deutsche zweiter Klasse, was als Ausdruck von Alltagsrassismus kritisiert wird. Laut der Jury hat die Verwendung des Begriffs in den letzten Jahren zugenommen, und selbst Deutsche mit Zuwanderungsgeschichte nutzen ihn inzwischen ernsthaft. Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman warns in einer Kolumne von 2020 vor seiner Nutzung und der damit verbundenen gefühlten Bedrohung der Menschenwürde.
Weitere Diskussionen rund um diskriminierende Begriffe
Platz zwei der Unwort-Wahl belegte der Begriff „Heizungsverbot“, der als irreführend im Kontext des reformierten Gebäudeenergiegesetzes betrachtet wird. Dieses Gesetz, das seit dem 1. Januar 2024 in Kraft ist, verbietet nicht das Heizen an sich, sondern nur den Neueinbau fossiler Heizsysteme. Diese irreführende Namensgebung hat in der öffentlichen Debatte zu Verwirrung geführt und daher das Interesse der Jury geweckt.
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Wahl ist das persönliche Unwort der Jury-Mitglieder: „importierter Antisemitismus“. Diese Formulierung wird in rechten Kreisen verwendet, um migrating Menschen arabischen Ursprungs vorzuwerfen, Judenhass mit sich gebracht zu haben. Die Verwendung solcher Begriffe lenkt die Aufmerksamkeit auf die Diskriminierung und die Rhetorik, die häufig in politischen oder populistischen Diskussionen zu finden ist.
Hintergrund und Statistiken zur Diskriminierung
Die Aktion „Unwort des Jahres“ hat das Ziel, auf diskriminierende Begriffe aufmerksam zu machen. Im Jahr 2024 gingen über 3.172 Einsendungen und 655 verschiedene Vorschläge bei der Jury ein, wobei etwa 80 Ausdrücke die Unwort-Kriterien erfüllten. Der Jury gehören sowohl Sprachwissenschaftler als auch Journalisten an, die sich mit Sprachgebrauch und seinen gesellschaftlichen Auswirkungen beschäftigen.
Ein Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes deckte auf, dass in den Jahren 2021 bis 2023 über 20.600 Fälle von Diskriminierung gemeldet wurden. Häufig betrafen diese Meldungen rassistische und antisemitische Vorfälle. Die Dunkelziffer könnte noch höher sein, da geschätzt wird, dass 16 bis 30 Prozent der Bevölkerung von Diskriminierung betroffen sind. Diese Ergebnisse untermauern die Notwendigkeit für eine Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes, um effektiven Schutz vor Diskriminierung zu gewährleisten.
Insgesamt zeigt die Diskussion um das Unwort des Jahres, wie wichtig es ist, aufmerksam zu sein gegenüber der Sprache, die wir verwenden. Die Wahl der Worte beeinflusst das gesellschaftliche Klima und kann zur Ausgrenzung oder zur Inklusion führen. Daher ist es entscheidend, sich der Bedeutungen und der Wirkung von Sprache bewusst zu sein, die wir täglich verwenden.