
Der havarierte Tanker „Eventin“, der zur sogenannten russischen Schattenflotte gehört, soll am Abend die Ostsee verlassen. Dieser Tanker, der am Freitag nördlich von Rügen in der Ostsee havarierte, ist 274 Meter lang und transportiert fast 100.000 Tonnen Öl. 24 Besatzungsmitglieder werden derzeit versorgt, da essentielle Funktionen auf dem Schiff ausgefallen sind. Die Bundesregierung hat sich klar zum Vorgehen gegen die Schattenflotte positioniert und betont, dass Deutschland aktiv gegen diese Schiffe vorgeht, die Öl-Export-Sanktionen der Europäischen Union umgehen. Laut dem Auswärtigen Amt umfasst die Schattenflotte insgesamt 79 Schiffe, die oft unter unklaren Eigentumsverhältnissen operieren und häufig aus exotischen Ländern stammen. Die Bundesregierung arbeitet eng mit europäischen und internationalen Partnern zusammen, um diese Problematik anzugehen und sensibilisiert Flaggenstaaten für die Gefahr von Sanktionsumgehungen sowie potenziellen Umweltschäden, wie bnn.de berichtet.
Die Schattenflotte hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, insbesondere seit dem Ukraine-Krieg. Mehr als ein Dutzend Schiffe transportieren russisches Rohöl trotz der Europäischen Union verhängten Embargos direkt in EU-Häfen. Eine Untersuchung von tagesschau.de legt nahe, dass die Gefahr eines Ölunfalls in der Ostsee steigt, während aktivistische Gruppen wie Greenpeace Bojen mit GPS-Sendern auslegen, um mögliche Ölteppiche zu überwachen. Besonders die Kadetrinne, eine stark befahrene Schifffahrtsroute, gilt als gefährlich. Ergebnisse zeigen, dass Küstenabschnitte von Fehmarn bis Eckernförde bei einem Ölunfall stark betroffen wären.
Steigende Zahlen von Öltankern
Die Statistiken sprechen eine deutliche Sprache: Im Jahr 2023 passierten fast 1.000 Öltanker die Ostsee, die höchste Zahl bisher. Für die ersten sieben Monate des Jahres 2024 wurden bereits 539 Tanker erfasst, was im Vergleich zu 290 im gleichen Zeitraum 2021 einen dramatischen Anstieg darstellt. Der Umweltminister von Schleswig-Holstein, Tobias Goldschmidt, äußert Besorgnis über die vielen Tanker, sieht jedoch begrenzte Handlungsmöglichkeiten. Dies steht im Kontext der Tatsache, dass insgesamt 591 Tanker zur Schattenflotte gezählt werden und einige dieser Schiffe gegen die europäische Sanktionen verstoßen, indem sie russisches Rohöl direkt in europäische Häfen abladen.
Einige Tanker haben auch unzureichende Versicherungen und die Wartung lässt oft zu wünschen übrig, was die Gefahren für die Umwelt verstärkt. Greenpeace warnt, dass das Durchschnittsalter der Tanker 17 Jahre beträgt. Mangelnde Wartung und unzureichend ausgebildete Crews erhöhen das Risiko für Umweltkatastrophen. Im Kontext dieser Entwicklungen sind die Folgen einer möglichen Ölpest auf das empfindliche Ökosystem der Ostsee verheerend, wie Deutschlandfunk warnte.
Politische Reaktionen und Handlungsstrategien
Die Europäische Kommission sieht die Überwachung der Sanktionen als Aufgabe der Mitgliedstaaten und die Bundesregierung plant, weitere Öltanker zu sanktionieren. Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Ansatzes, der darauf abzielt, die finanziellen Mittel Russlands, die für den Krieg in der Ukraine genutzt werden, zu beschränken. Abnehmer des russischen Öls sind insbesondere Länder wie China, Indien und die Türkei, während die EU-Abgeordneten ein hartes Durchgreifen gegen die Schattenflotte fordern. Zudem wird immer deutlicher, dass trotz über 13.500 verhängten Sanktionen das Ölgeschäft in Russland weiter boomt.
Gleichzeitig müssen Maßnahmen zur Sanierung und Aufräumarbeiten nach einer Ölpest in der Ostsee als langfristige Herausforderung betrachtet werden. Greenpeace schätzt, dass Aufräumarbeiten Jahrzehnte in Anspruch nehmen würden. Die Alarmzeichen sind nicht zu übersehen und die Zeit zum Handeln drängt, um die maritimen und umwelttechnischen Interessen der Region zu schützen.