Ellwangen

Kritik an EU-Agrarpolitik: Uta Ruge fordert mehr Gerechtigkeit für Bauern!

Am 14. Januar 2025 fand in Ellwangen eine alternative Bauernkundgebung zum Kalten Markt statt, die vom Ortsverein der Grünen/Bündnis 90 organisiert wurde. Die Veranstaltung bot eine Plattform für die Journalistin und Autorin Uta Ruge, die über die weitreichenden Auswirkungen der EU-Politik auf die dörfliche Landwirtschaft sprach. Ruge, die selbst auf einem Bauernhof aufwuchs, zog Parallelen zwischen der Vergangenheit und der heutigen Agrarpolitik, die sich seit ihrer Kindheit erheblich verändert hat.

Besonders das Jahr 1972 scheint für Ruge markant zu sein. In diesem Jahr, kurz bevor sie ihr Abitur ablegte, begann ihre Familie, ihren Bauernhof auf Milchproduktion zu spezialisieren. Diese Entwicklung fiel zusammen mit der Agrarpolitik von Sicco Mansholt, der in jenem Jahr EU-Präsident wurde und ein großes Umdenken in der Landwirtschaft forderte. Mansholt plante, die Anzahl der Bauern in der EU deutlich zu reduzieren, was auf heftigen Widerstand von Agrarverbänden stieß. Diese Reformen führten zu einer Überproduktion von Milch, die große Lebensmittelkonzerne begünstigte.

Die heutigen Herausforderungen der Landwirtschaft

Heute gibt es in der EU noch rund 9 Millionen Landwirte, obwohl vielen Höfen die Pacht entzogen wurde. Ruge kritisierte, dass diese Überproduktion und der Druck durch Handelsverträge, wie den Mercosur-Vertrag, zu einem ungerechten Wettbewerb führen. Diese Abkommen öffnen die EU-Grenzen für günstige Agrarprodukte, was vor allem die heimischen Landwirte benachteiligt. Ruge betont, dass diese Entwicklungen auch einen Verlust der dörflichen Kultur mit sich bringen, gleichzeitig fehlt vielen Kindern der Bezug zur Natur.

In ihrer Analyse hob Ruge die Notwendigkeit eines Dialogs hervor. Sie fordert mehr Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft, wobei es bereits Konzepte gibt, die jedoch nicht umgesetzt werden. Die Resonanz ihres Vortrags war durchweg positiv, was zeigt, dass die Sorgen der Bevölkerung um die Zukunft der Landwirtschaft Gehör finden. Ihr Buch „Bauern, Land“ schildert eindrücklich das Leben auf dem Bauernhof und die Veränderungen, die durch das Weltgeschehen entstanden sind.

EU-Agrarpolitik im Wandel

Die EU sieht sich zunehmend vor großen Herausforderungen. Bis 2050 muss die Nahrungsmittelproduktion verdoppelt werden, um der wachsenden Weltbevölkerung gerecht zu werden. Gleichzeitig ist der Agrarsektor mit Problemen wie dem Klimawandel, der biologischen Vielfalt, der Boden- und Wasserqualität sowie den Anforderungen des Weltmarktes konfrontiert. Die EU hat deshalb ihre Agrarpolitik neu ausgerichtet, um Landwirten in diesen Belangen zu helfen. Diese Richtlinien umfassen unter anderem die Nahrungsmittelqualität, Rückverfolgbarkeit, Handelsförderung sowie die Unterstützung nachhaltiger Anbaumethoden.

Im Rahmen dieser neuen Ausrichtung setzt die EU auf finanzielle Unterstützung für Landwirte und Investitionen in die Entwicklung ländlicher Gebiete. Die EU-Institutionen arbeiten zusammen bei der Politikgestaltung, Durchführung sowie der Evaluierung von Maßnahmen. Über 44 Millionen Menschen in der EU sind im Bereich Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie und verwandten Sektoren beschäftigt, wobei allein im Landwirtschaftssektor 20 Millionen reguläre Arbeitsplätze bestehen. Diese Zahlen belegen die Bedeutung des Agrarsektors für die europäische Wirtschaft, wobei die EU einer der weltweit führenden Hersteller und Exporteure von Agrarerzeugnissen ist, dank vielseitiger klimatischer Bedingungen, fruchtbarer Böden und technischer Fähigkeiten.

Insgesamt zeigt die Veranstaltung in Ellwangen, dass die Herausforderungen der Agrarpolitik sowohl auf lokaler als auch auf europäischer Ebene ernst genommen werden müssen. Der Dialog, den Uta Ruge fordert, könnte entscheidend sein, um sowohl die Interessen der Landwirte als auch die Bedürfnisse der Konsumenten im Einklang mit dem Ziel einer nachhaltigen Landwirtschaft zu bringen.

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Ellwangen, Deutschland
Beste Referenz
schwaebische-post.de
Weitere Infos
bpb.de

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