
Am 16. Januar 2025 haben Israel und Hamas einen langfristigen Waffenstillstand nach 15 Monaten intensiven Krieges vereinbart. Diese Einigung markiert einen wichtigen Schritt in der Beendigung eines Konflikts, der Gaza, die Heimat von 2,3 Millionen Palästinensern, in weitreichendem Maße verwüstet hat. Die Einigung sieht eine schrittweise Implementierung in drei Phasen vor, beginnend am kommenden Sonntag, wie Al Jazeera berichtet.
Das Abkommen, welches bereits am Mittwoch von Hamas genehmigt wurde, sieht unter anderem eine Erhöhung der humanitären Hilfen sowie den schrittweisen Rückzug der israelischen Truppen aus Gaza vor. Ein entscheidender Teil des Deals ist der Austausch von Gefangenen: Israel wird 33 seiner gefangenen Bürger gegen 100 palästinensische Gefangene eintauschen. Bei der ersten Phase sind bereits wesentliche Details festgelegt worden, die sich auf die Freilassung von Geiseln konzentrieren, darunter Frauen und Kinder.
Implementierungsphasen und humanitäre Hilfe
Die erste Phase des Abkommens sieht vor, dass am ersten Tag drei weibliche Geiseln freigelassen werden; am siebten Tag kommen vier weitere hinzu und in den folgenden fünf Wochen sollen 26 weitere Geiseln freikommen. Im Gegenzug muss Israel mehrere palästinensische Gefangene freilassen, darunter auch solche, die lebenslange Haftstrafen verbüßen. Die erste Phase wird sechs Wochen dauern und einen täglichen Einlass von etwa 600 Lastwagen mit humanitärer Hilfe nach Gaza beinhalten, wie The New York Times berichtet.
Die humanitäre Lage in Gaza ist prekär: Über 90 Prozent der Bevölkerung wurden innerhalb des Gazastreifens vertrieben, und mehr als 60 Prozent der Gebäude sind seit dem 7. Oktober 2023 beschädigt oder zerstört. Während einige Hilfsorganisationen die Umsetzung des Abkommens positiv sehen, äußern andere Bedenken, dass die angegebene Liefermenge an humanitärer Hilfe möglicherweise nicht erreicht werden kann.
Politische Herausforderungen und Bedenken
Trotz der Einigung gibt es Herausforderungen. Die Zustimmung der israelischen Regierung unter Premierminister Benjamin Netanyahu steht noch aus, und eine Sitzung des Kabinetts zur Genehmigung des Abkommens wurde aufgrund von Spannungen innerhalb der Regierung verzögert. Netanyahu hat die Verantwortung für die Verzögerungen auf Hamas geschoben und betont, dass er eine erneute Eskalation der Kämpfe nicht ausschließt, auch wenn die Freilassung von Geiseln bereits in Aussicht steht.
Relatives von gefangenen Israelis zeigen sich geteilter Meinung, sie empfinden sowohl Freude über die bevorstehende Freilassung ihrer Angehörigen als auch Ängste bezüglich der Sicherheit und der Bedingungen des Abkommens. Die Vereinigten Staaten, Qatar und Ägypten haben als Vermittler in diesem Konflikt fungiert und Hamas verbal Garantien gegeben, dass die Verhandlungen nach der ersten Phase fortgesetzt werden.
Langfristige Perspektiven und Herausforderungen
Nach dem Ende der ersten Phase, die mit der Freilassung von 33 israelischen Gefangenen sowie der Rückkehr von vertriebenen Palästinensern in den Norden Gazas beginnt, wird die zweite Phase am 16. Tag der Einigung vorbereitet. In dieser Phase soll ein dauerhafter Waffenstillstand erklärt werden, und Israel wird sich aus Gaza zurückziehen, während die verbleibenden lebenden Geiseln ebenfalls freigelassen werden sollen.
Insgesamt werden bis zu 94 israelische Geiseln, tot oder lebendig, gegen mehr als 1.000 Palästinenser getauscht. In dieser komplexen Situation bleibt unklar, wer Gaza nach der Waffenruhe administrieren wird. Die USA drängen auf eine Reform der Palästinensischen Autorität, um die Governance zu verbessern und den Wiederaufbau des stark beschädigten Gebiets voranzutreiben.
In den kommenden Wochen wird entscheidend sein, wie die Vertrauensbildung zwischen den Konfliktparteien vorangetrieben werden kann, insbesondere angesichts der bisherigen Geschichte von vorangegangenen, verletzten Abkommen. Unmittelbare Maßnahmen zur humanitären Hilfe sind unerlässlich, um das überlebenswichtige Wohlergehen der Zivilbevölkerung in Gaza sicherzustellen.
Für weitere Informationen lesen Sie auch der Artikel von Spiegel.de.