
Die Schaumtorten-Attacke auf den FDP-Chef Christian Lindner sorgte in der politischen Landschaft Deutschlands für reichlich Diskussionen. Bei einer Wahlkampfveranstaltung in Greifswald am 9. Januar 2025 wurde Lindner von der Linken-Kommunalpolitikerin Christiane Kiesow mit einer Torte aus Rasierschaum attackiert. Dieser Vorfall ruft scharfe Reaktionen aus den Reihen der Politik hervor.
Linken-Vorsitzender Jan van Aken erklärte im „Spiegel“-Podcast, dass es für Kiesow keine innerparteilichen Konsequenzen geben werde. Er hält die Aktion für „nicht so gelungen“ und betonte, dass Kiesow zugesichert habe, so etwas nicht zu wiederholen. Dennoch distanzierte sich die Linken-Spitze umgehend von der Tat. Die Partei betonte, dass sie nach inhaltlicher Auseinandersetzung und nicht nach körperlichen Angriffen sucht.
Reaktionen auf den Vorfall
Die Reaktionen auf den Tortenwurf sind vielfältig. Christian Lindner, der den Vorfall als Warnung vor einer „Verrohung“ in der Politik sah, setzte seine Wahlkampfreise fort und sprach anschließend in Rostock. FDP-Generalsekretär Marco Buschmann äußerte scharfe Kritik an der Tat und erklärte, dass solche Angriffe in der Demokratie nichts verloren haben. Auch Olaf Scholz, der Bundeskanzler, verurteilte die Attacke als ungehörig und gefährlich.
Die Linke selbst schloss sich dieser Verurteilung an, wobei Dietmar Bartsch, der ehemalige Bundestagsfraktionschef der Linken, erklärte, körperliche Angriffe seien nicht akzeptabel. Eine Anzeige gegen die 34-jährige Kiesow wegen Körperverletzung und Beleidigung wurde erstattet. Die Polizei stellte die Personalien der Frau fest, nahm sie jedoch nicht in Gewahrsam. Stattdessen leitet die Kriminalpolizei Ermittlungen ein, wobei auch der Staatsschutz hinzugezogen wird, da es sich um eine politisch motivierte Tat handelt.
Kontext politischer Gewalt
Der Vorfall wirft grundlegende Fragen zur politischen Gewalt auf, wie sie von Experten wie Prof. Dr. Jörg Baberowski von der Humboldt-Universität Berlin beleuchtet werden. Baberowski thematisierte, unter welchen Bedingungen Menschen politische Gewalt ausüben und wie die Gesellschaft auf solche Taten reagiert. Er warf in diesem Zusammenhang die Frage auf, ob die Täter ihre Handlungen moralisch und politisch rechtfertigen, und analysierte die Veränderungen, die Gewalt in Menschen bewirken kann.
Baberowski betonte, dass Gewalt als Mittel zur Durchsetzung von Interessen historisch gesehen immer präsent war und dass solche Handlungen Räume benötigen, in denen sie normalisiert werden können. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, „Ermöglichungsräume“ für Gewalt zu schließen, um derartigen Übergriffen entgegenzuwirken.
Zusammenfassend zeigt die Reaktion auf den Vorfall rund um Kiesow und Lindner, dass gewaltsame Aktionen in der politischen Debatte sowohl von den Betroffenen als auch von der Gesellschaft verurteilt werden und dass es ein starkes Bedürfnis nach respektvollem politischen Diskurs gibt.