
Der Ukrainekrieg hat seit seinem Beginn im Februar 2022 verheerende Verluste auf beiden Seiten gefordert, insbesondere für die russischen Streitkräfte. Laut Angaben des ukrainischen Generalstabs hat Russland mehr als 800.000 Soldaten durch Tod oder Verletzungen verloren. Allein im Jahr 2024 wurden rund 427.000 russische Soldaten als tot oder verwundet registriert. Oberbefehlshaber Oleksandr Syrskyj führt diese hohen Verluste auf die sogenannte „Fleischwolf“-Taktik zurück, die massenhaft Anträge auf Militärdienst von Häftlingen und anderen einsetzt, um die Frontlinien zu verstärken.
Ein Deserteur namens Alexei Schilyajew, der als Sanitär in der Ostukraine diente, bestätigt diese dramatischen Zahlen. Er berichtet, dass von einer 15-köpfigen Angriffsgruppe möglicherweise nur drei Soldaten zurückkehren. In Gesprächen betont Schilyajew, dass es oft zur Evakuierung von etwa sieben russischen und ein oder zwei ukrainischen Leichen kommt. Die ukrainischen Streitkräfte setzen unterdessen Drohnen für ihre Angriffe ein, während Russland versucht, seine Taktiken auf andere Weise zu nutzen. Offizielle Zahlen zu den Verlusten werden von Moskau jedoch nicht veröffentlicht.
Höchste Verluste seit Kriegsbeginn
Laut einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums hat die russische Armee im Jahr 2024 fast 430.000 Soldaten durch Tod oder Verletzungen verloren, was eine besorgniserregende Zunahme im Vergleich zu 253.000 im Jahr 2023 darstellt. Besonders verlustreich war der Dezember 2024, mit insgesamt 48.670 Verlusten, während die durchschnittliche tägliche Verlustrate auf 1.570 stieg. An einem einzigen Tag waren es sogar heftige 2.200 Verluste. Diese Zahlen bestätigen das Bild einer Armee, die unverhältnismäßige Verluste hinnehmen muss, während sie gleichzeitig ein großes Gebiet an ukrainischem Land einnimmt – im Jahr 2024 waren es insgesamt 4.168 Quadratkilometer.
Trotz der hohen Verluste beunruhigt die Strategie, die auf dem Einsatz von „Fleischwolf“-Taktiken beruht, die Experten. Sie werfen die Frage auf, ob diese Taktiken langfristig erfolgreich sein werden, insbesondere da die Rekrutierung neuer Kämpfer immer schwieriger wird. Die Militärstrategie Russlands hat mittlerweile die Einberufung von Gefängnisinsassen und Kämpfern aus dem Ausland, wie etwa Nordkorea, zur Folge.
Die Realität an der Front
Schilyajew schildert die grausamen Bedingungen, unter denen russische Soldaten operieren müssen. In besetzten Gebieten herrscht weitgehende Gesetzlosigkeit, und die Kommandeure können oft ungestraft handeln. Er selbst entschloss sich zur Flucht, nachdem er beobachtet hatte, wie viele der Soldaten, die er gerettet hatte, kurze Zeit später starben. Die ukrainischen Zivilisten hegen kein positives Bild von den russischen Streitkräften und empfinden sich nicht als Befreite. Das bestätigt die Wahrnehmung, dass die russische Kriegsführung nicht nur physische, sondern auch psychologische Wunden hinterlässt.
Schilyajew leidet inzwischen unter posttraumatischer Belastungsstörung und erhält psychologische Unterstützung in Frankreich. Er möchte seine Erfahrungen teilen, um das Bewusstsein für die brutale Realität des Krieges zu schärfen. Es wird jedoch auch berichtet, dass russische Deserteure, die versuchen, aus dem Militärdienst auszubrechen, in Lebensgefahr schweben. Ein prominenter Überläufer wurde unter ungeklärten Umständen tot aufgefunden, was die Gefahren verdeutlicht, die für solche Menschen bestehen.
Die erschreckenden Zahlen und Berichte über die Bedingungen an der Front werfen ein neues Licht auf den Ukrainekonflikt und die Strategien, die darauf abzielen, den Krieg zu gewinnen. Angesichts dieser Entwicklungen bleibt abzuwarten, wie sich die Lage weiterentwickelt und ob die Ukraine weiterhin die Notwendigkeit sieht, sich gegen die anhaltenden russischen Aggressionen zur Wehr zu setzen. Die Realität der anhaltenden Kämpfe ist sowohl eine Herausforderung als auch eine Mahnung für die internationale Gemeinschaft, aufmerksam zu bleiben und aktiv nach Wegen zur Deeskalation des Konflikts zu suchen.
Um mehr über die aktuellen Entwicklungen im Ukrainekrieg zu erfahren, können Sie die Berichte von Kölner Stadt-Anzeiger, Frankfurter Rundschau und ZDF konsultieren.