
Die Errichtung einer neuen Chipfabrik des taiwanesischen Herstellers TSMC in Dresden zieht weitreichende Konsequenzen für die gesamte Region nach sich. Landrat Stephan Meyer aus dem Kreis Görlitz sieht die Investition als wertvolle Chance. Um die Fachkräfte für die geplante Fertigung auszubilden, sollen in Kooperation mit der Hochschule Zittau/Görlitz und der Universität Liberec neue Studiengänge entwickelt werden. Dies wurde bei einem Treffen zwischen Meyer, dem Regionalchef Martin Puta und den Rektoren der beiden Bildungseinrichtungen besprochen, wie Sächsische.de berichtet.
Meyer plant zudem, Kontakte zu Firmen und Kommunen zu etablieren, um Zulieferer in der Region anzusiedeln. Dies ist besonders wichtig für Unternehmen im Süden des Landkreises, die aufgrund der Krise in der Automobilindustrie alternative Geschäftsfelder suchen. Ein Veranstaltungsdatum für eine tschechisch-taiwanesisch-sächsische Konferenz am 9. April in Zittau ist bereits festgelegt.
Vorbereitungen auf den Zuzug
Die Komplexität der Situation wird durch die Notwendigkeit verdeutlicht, dass Dresden und die umliegenden Gemeinden sich auf einen Zuzug vorbereiten müssen. Der Branchenverband erwartet bis 2030 einen Anstieg von 27.000 Arbeitsplätzen im Halbleitermarkt. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen der Stadt und 16 Umlandgemeinden notwendig, was MDR.de berichtet.
Bereits in Heidenau werden 2.700 neue Wohnungen gebaut, um dem Zuzug zu begegnen. Auch in anderen Gemeinden, wie zum Beispiel Pulsnitz, sind Pläne für den Bau neuer Wohnungen vorhanden, jedoch stocken diese aufgrund bürokratischer Hürden. Bürgermeisterin Barbara Lüke macht darauf aufmerksam, dass im Landesentwicklungsplan kein Wachstum eingeplant ist, was den Fortschritt behindert.
Infrastruktur und Abwasserproblematik
Die Infrastruktur wird bis zur geplanten Inbetriebnahme der Chipfabrik im Jahr 2027 wahrscheinlich nicht maßgeblich verbessert. Experten fordern eine S-Bahn-Verbindung zwischen Dresden und Görlitz, um das Pendeln zu erleichtern. Bei der notwendigen Anpassung der Abwasserversorgung steht ein neuer Kanal, der „Industriesammler Nord“, im Bau. Dieser wird die Abwassermengen der Chipindustrie abführen, die durch die neue TSMC-Fabrik und die Erweiterung bestehender Werke erheblich zunehmen werden, wie MDR.de erwähnt.
Aktuell leiten bestehende Chipwerke bereits 93 Prozent des Dresdner Industrieabwassers ins Kanalnetz ein. Mit den neuen Projekten wird sich die Abwassermenge bis 2027 voraussichtlich verdoppeln. Der neue Kanal wird eine Länge von insgesamt zehn Kilometern haben und größtenteils unterirdisch verlegt.
Fachkräftemangel in der Branche
Zusätzlich zum Zuzug bringt die Expansion auch einen verstärkten Fachkräftemangel mit sich. Der Bundestag berichtete, dass in Deutschland lediglich 445.000 Personen als IT-Fachkräfte sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, wobei nur etwa 6.000 in der Mikrosystemtechnik tätig sind. Der bevorstehende Ruhestand von 65.000 Beschäftigten in der Elektrotechnik bis 2027 und der Trend, dass 29.000 Personen den Berufsfeld verlassen, verschärfen die Lage weiter. Auch die Erwartungen für die Anzahl der Absolventen in diesem Sektor zeigen, dass der Bedarf in den nächsten Jahren nicht gedeckt werden kann. Diesbezüglich fordert die Bundesregierung eine deutliche Steigerung der Ausbildungskapazitäten in Deutschland, um die Herausforderungen der Mikroelektronik-Branche zu meistern, wie Bundestag.de anmerkt.