
Die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel hat ein innovatives Projekt ins Leben gerufen, das eine neue Perspektive auf die dunkle Vergangenheit des Nationalsozialismus bietet. In einem digitalen Spiel mit dem Titel „Meine Oma (88)“, das Ende 2026 veröffentlicht werden soll, schlüpfen Spieler in die Rolle einer Enkelin, die ihrer Großmutter Fragen über die Familiengeschichte stellt. Dies geschieht vor dem Hintergrund der systematischen Euthanasie-Verbrechen, bei denen Tausende von Menschen mit Behinderungen ermordet wurden. Die Idee für das Spiel entstand in Zusammenarbeit mit einem Leipziger Gamestudio und soll Jugendliche sowie Erwachsene mit unterschiedlichen Bildungshintergründen ansprechen. rbb24 berichtet, dass …
Der Titel des Spiels ist eine ironische Anspielung auf ein bei den Nationalsozialisten beliebtes Kürzel und soll die Spieler dazu anregen, die von der Großmutter widerwillig preisgegebenen und oft verfälschten Erinnerungen zu hinterfragen. Gedenkstättenleiterin Sylvia de Pasquale hebt hervor, dass das Spiel den Fokus von einer rein historischen Perspektive auf transgenerationale Erinnerungen lenkt, was besonders wichtig für die Nachwelt ist. Lena Altman von der Alfred Landecker Foundation unterstreicht die Bedeutung aktiver Formate zur Erinnerung an den Holocaust und die Zeit des Nationalsozialismus.
Erinnerungskultur im Kontext
Im Juni 2023 fand in Berlin eine bedeutende Tagung des Arbeitskreises zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation statt, die das 40-jährige Jubiläum des Arbeitskreises feierte. Die Konferenz, die vom GeDenkOrt.Charité und dem Förderkreis Gedenkort T4 e.V. ausgerichtet wurde, hatte das Leitthema „Medizinische Wissenschaft im Nationalsozialismus und Erinnerungskultur“. Historisch-wissenschaftliche Vorträge lieferten neue Erkenntnisse über die „Aktion T4“ und die Identifikation menschlicher Überreste aus nationalsozialistischen Gewaltverbrechen. Die Berichterstattung zu dieser Tagung beleuchtet …
Im Verlauf der Tagung wurden Diskussionen über die Handlungsmöglichkeiten von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Bezug auf die begangenen Verbrechen geführt. Dmytro Tytarenko erörtert kollektives Gedenken in der Ukraine, während Thomas Künneke darüber sprach, wie Menschen mit Behinderungen in die Erinnerungsarbeit integriert werden können. Neue Erinnerungsorte, wie „Ihnestr. 22“ am ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Institut in Dahlem, wurden ebenfalls vorgestellt.
Ein Blick in die dunkle Vergangenheit
Das Euthanasieprogramm, das 1939 ins Leben gerufen wurde, zielte auf die systematische Tötung von Menschen mit Behinderungen ab und wurde von den Nazis als Teil ihrer menschenverachtenden Ideologie propagiert. Mindestens 250.000 Menschen wurden diesem grausamen Programm zum Opfer. Anfänglich wurden nur Säuglinge und Kleinkinder getötet, was später auf Jugendliche und Erwachsene ausgeweitet wurde. Historiker schätzen, dass zwischen Januar 1940 und August 1941 mindestens 70.273 Menschen im Rahmen der „Aktion T4“ ermordet wurden. Die geschichtlichen Hintergründe des Programms sind …
Mit der Initiative „Meine Oma (88)“ und der Forschung zur NS-Euthanasie wird nicht nur an die Opfer erinnert, sondern es wird auch eine Brücke zu den nachfolgenden Generationen geschlagen. Indem die Gedenkstätte digitale Mittel nutzt, wird eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gefördert, die die langfristigen psychischen Folgen des Nationalsozialismus und die damit verbundenen Familiengeschichten thematisiert.