
Die Situation rund um den havarierten Öltanker „Eventin“ wirft Fragen auf, insbesondere hinsichtlich der rechtlichen und sicherheitstechnischen Aspekte. Wie die Welt berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Stralsund, nach Zollprüfungen, keine Hinweise auf eine Straftat festgestellt. Die Zollbehörden hatten die Staatsanwaltschaft telefonisch über den aktuellen Stand der Auswertungen informiert.
Die Prüfungen des Zolls zur Herkunft des an Bord befindlichen Öls, das insgesamt 100.000 Tonnen betragen könnte, dauern noch an. Insbesondere wird untersucht, ob es sich um russisches Öl handelt und ob möglicherweise das EU-Öl-Embargo verletzt wurde. Das fast 20 Jahre alte Schiff ist derzeit aufgrund technischer Überprüfungen in seiner Weiterfahrt eingeschränkt.
Technische Probleme und Sicherheitsrisiko
Der Tanker „Eventin“ war kürzlich manövrierunfähig in der Ostsee und wurde daraufhin von deutschen Einsatzkräften gesichert. Das Schiff wurde vor den Stadthafen von Sassnitz auf Rügen geschleppt. Die Staatsanwaltschaft hat bisher nur rudimentäre Kenntnisse des Falls und wartet auf weitere Erkenntnisse des Zolls. Ordnungswidrigkeiten fallen nicht in ihren Zuständigkeitsbereich; ein möglicher Straftatverdacht könnte jedoch zu einem Ermittlungsverfahren führen.
Im vergangenen Jahr war bereits die Rostocker Staatsanwaltschaft im Fall des Frachters „Atlantic Navigator II“ aufgrund technischer Probleme und illegalem Birkensperrholz aus Russland tätig. Der Kapitän des „Atlantic Navigator II“ wurde mit einer Geldstrafe von 8.000 Euro belegt, die an eine Menschenrechtsorganisation gezahlt werden musste.
Öltransporte in der Ostsee
Die Problematik rund um Öltanker ist allerdings nicht neu. Am 5. August 2024 wurden drei Rohöltanker beobachtet, die westwärts entlang der deutschen Ostseeküste fuhren. Diese Tanker, die unter der Flagge Panamas operieren, waren zwischen 17 und 19 Jahre alt und transportierten potenziell bis zu 328.000 Tonnen Öl. Ein geringer Ölteppich von nur 0,1 mm Dicke könnte eine Fläche von etwa 4.000 Quadratkilometern bedecken, was etwa der Gesamtfläche des Saarlands, Hamburgs und Berlins entspricht, wie die Greenpeace dokumentiert.
Die Versicherungsstatus dieser Tanker aus der sogenannten Schattenflotte ist oft undurchsichtig. Viele dieser Schiffe sind nicht bei renommierten „Protection and Indemnity Clubs“ (P&I) versichert, was zusätzliche Absicherung in Schadensfällen bieten könnte. Geleakte Dokumente zeigen, dass viele russische Schiffe aus dem Baltikum bei der Moskauer Versicherungsgesellschaft Ingosstrakh versichert sind, welche Klauseln enthält, die Ansprüche im Schadensfall ungültig machen können. Dies könnte erhebliche Umweltrisiken für Deutschland und andere Küstenstaaten in Europa und Asien zur Folge haben.
Ein Beispiel für potenzielle Gefahren ist der Tanker Naxos, der zuletzt Anfang August 2024 an der deutschen Ostseeküste vorbeifuhr. Dieser Tanker, ebenfalls bei Ingosstrakh versichert, verfügt über keine zusätzliche P&I-Versicherung. Bei einer Inspektion im Mai 2024 waren zehn teils erhebliche Mängel am Naxos festgestellt worden, darunter unzureichender Brandschutz und defekte Mess- und Überwachungsgeräte.