
Am Samstagnachmittag wurde ein neunstöckiges Mehrfamilienhaus in der Holsteiner Straße in Reinbek von Polizei und Feuerwehr aufgrund eines Verdachts auf Asbeststaub im Treppenhaus gesperrt. Diese ernste Maßnahme wurde ergriffen, als die Rettungskräfte gegen 14 Uhr alarmiert wurden. Die Feuerwehr informierte die Bewohner, die zu diesem Zeitpunkt in ihren Wohnungen waren, dass sie das Gebäude nicht verlassen durften, während die Bewohner draußen ebenfalls keinen Zugang erhalten konnten.
Asbest ist ein krebserregender Stoff, der in der Vergangenheit häufig im Bauwesen verwendet wurde. Dachplatten und Fassadenplatten aus Asbestzement sind nur einige Beispiele für Produkte, die Asbest enthalten können. Eine unsachgemäße Handhabung bei Sanierungsarbeiten könnte der Grund für die Asbestfreisetzung in Reinbek sein. Experten warnen, dass unsachgemäße Arbeiten in Altbauten gesundheitliche Gefahren mit sich bringen können, die nicht nur Bauarbeiter, sondern auch Heimwerker betreffen.
Sicherheitsvorkehrungen und Tests
Die Feuerwehr war mit Spezialkleidung und Atemschutz ausgestattet und kümmerte sich um die Sicherheit der Anwohner. Das Treppenhaus bleibt bis zur Reinigung durch eine Fachfirma gesperrt, die bereits informiert wurde. Der Asbeststaub wird derzeit auf seine Zusammensetzung getestet.
Insgesamt mussten drei Bewohner aufgrund der Situation anderweitig untergebracht werden. Die offizielle Bestätigung über die Situation der betroffenen Personen steht jedoch noch aus. Der Einsatz der Rettungskräfte wurde gegen 17 Uhr beendet, als die ersten Maßnahmen zur Anwohnerinformation abgeschlossen waren.
Die Gewerkschaft IG Bau hat wiederholt vor den Gefahren gewarnt, die von Asbest während Sanierungs- und Umbauarbeiten ausgehen. Carsten Burckhardt, Bundesvorstand der IG Bau, hebt hervor, dass Deutschland am Beginn einer umfassenden Sanierungswelle stehe, die die Notwendigkeit von sicherem Umgang mit Asbest in Altbauten in den Fokus rückt. Es wird geschätzt, dass Millionen Tonnen Asbest in den rund 9,4 Millionen betroffenen Wohnungen in Deutschland verbaut sind. Diese bedenkliche Situation wird durch die Tatsache verstärkt, dass etwa 73 Prozent des importierten Asbests zwischen 1950 und 1990 für Asbest-Zementprodukte verwendet wurden.
Gesundheitliche Risiken und gesetzliche Rahmenbedingungen
Asbest ist nach wie vor eine große gesundheitliche Bedrohung. Experten warnen, dass gesundheitliche Auswirkungen wie Asbestose, Lungenkrebs und Mesotheliom bis zu 30 Jahre nach der Exposition auftreten können. Ein umfassendes Verbot von Asbest in Deutschland wurde erst 1993 beschlossen, und seit dem 31. Oktober 1993 sind Herstellung, Verkauf und Verwendung von Asbest in Deutschland untersagt.
Die Notwendigkeit für verstärkte Sicherheitsmaßnahmen ist unabdingbar, zumal die derzeitige Kontrolle durch nur 1.468 Aufsichtsbeamte pro 23.085 Beschäftigte als unzureichend erachtet wird. Zudem fordert die IG Bau mehr Transparenz über Asbestvorkommen vor Baumaßnahmen, wie etwa die Einführung eines Asbest-Gebäudepasses.
Obgleich es ein EU-weites Verbot für Asbest seit 2005 gibt, wird der Stoff in einigen Entwicklungs- und Schwellenländern weiterhin in verschiedenen Anwendungen genutzt. Informationen über den sicheren Umgang mit Asbest sind bei Umweltbehörden und dem Krebsinformationsdienst erhältlich. Die Geschehnisse in Reinbek verdeutlichen einmal mehr die Dringlichkeit, Asbestrisiken sorgfältig zu managen und die Gesundheit der Bürger zu schützen.
Für weitere Informationen zu diesen Themen können die Berichte von Mopo, MDR und Umweltbundesamt eingesehen werden.