
Die Wohneigentumsquote in Dortmund hat mit 27,7 % einen beunruhigenden Tiefstand erreicht, wie das Pestel Institut feststellt. Diese Situation spiegelt sich auch in Bochum wider, wo ebenfalls nur 27,7 % der Bevölkerung in eigenen vier Wänden lebt. Experten warnen, dass diese Entwicklung gravierende Folgen haben könnte, insbesondere in Hinblick auf Altersarmut für Mieter in Städten mit niedriger Wohneigentumsquote. Ländliche Gebiete wie der Kreis Recklinghausen und Unna präsentieren hingegen höhere Quoten von 40,8 % bzw. 46,9 %, wenn auch Unna in den letzten 15 Jahren einen Rückgang von 5,1 Prozentpunkten erlebt hat. Matthias Günther, der Leiter des Pestel Instituts, sieht ein politisches Versagen in der Schaffung einer Miet-Generation in Deutschland.
Die Herausforderungen für Mieter, die den Traum vom Eigenheim verwirklichen möchten, sind vielfältig. Über einen Zeitraum von 2020 bis 2024 sind die Hauspreise um rund ein Drittel gestiegen. Zudem verzeichnet die Bauwirtschaft einen noch stärkeren Anstieg der Neubaupreise. Eine unklare Wohnungsbaupolitik und hohe Kreditzinsen erschweren die Situation zusätzlich. Förderprogramme richten sich überwiegend nach hochwertigen Bauprojekten, die häufig unerschwinglich sind.
Politische Initiativen und Empfehlungen
Um die prekäre Wohnsituation zu verbessern, schlägt das Pestel Institut eine grundlegende Änderung der Wohnungsbaupolitik vor. Dazu gehören die Einführung eines sozialen Wohnungsbaus mit einer Förderung von 40 % für Wohneigentum sowie staatliche Kredite mit einem Zinssatz von 2 % als Eigenkapitalersatz. Ein weiterer Vorschlag ist der Verzicht auf die Grunderwerbssteuer beim Erstkauf, um den Erwerb von Eigentum zu erleichtern. Trotz dieser Ansätze bleibt eine kritische Einordnung der Studie notwendig. Die Entscheidung zwischen Miete und Wohneigentum ist komplex und hat langfristige finanzielle Implikationen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Wohneigentum zwar als ein Baustein der Altersvorsorge gelten kann, jedoch nicht automatisch vor Altersarmut schützt. Hohe Anschaffungs- und Instandhaltungskosten könnten die Vorteile eines Eigenheims schmälern. Individuelle Faktoren wie Einkommen, Ersparnisse und regionale Immobilienpreise spielen hier eine entscheidende Rolle. Daher empfiehlt es sich, eine ausgewogene Vorsorgestrategie zu verfolgen, die auch alternative Anlageformen in Betracht zieht.
Wohneigentum in Deutschland
Die Studie des Pestel Instituts, die im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) e.V. erstellt wurde, wirft auch Fragen zu möglichen Interessenkonflikten auf. So ist die Wohneigentumsquote in Deutschland 2022 auf unter 44 % gesunken, was den niedrigsten Stand seit 15 Jahren darstellt. In einem Städtevergleich hat Leipzig mit 13,3 % die geringste Wohneigentumsquote, während der Landkreis Südwestpfalz in Rheinland-Pfalz mit 72,3 % die höchste Quote aufweist. Insgesamt steht Deutschland im europäischen Vergleich schlecht da: Von 19 Staaten belegt es den vorletzten Platz, nur die Schweiz hat einen noch niedrigeren Anteil an Wohnungseigentümern. Im Kontrast dazu führt die Slowakei das Ranking an.
Aktuell, Mitte Januar, sind in Dortmund etwa 64 Häuser und 213 Wohnungen zu einem Preis von maximal 300.000 Euro im Angebot. Es bleibt abzuwarten, wie die politischen Entscheidungsträger auf die alarmierenden Erkenntnisse der Studie reagieren und ob es tatsächlich zu einer Wende in der Wohnungsbaupolitik kommen wird.
Für detailliertere Informationen zur Studie und den Ergebnissen, siehe auch die Berichte von Ruhr24, und DGFM, sowie weitere kontextuelle Informationen von Deutschlandfunk.