
Die sozialen Medien stehen vor einem massiven Umbruch. Insbesondere die Plattformen Facebook und Instagram, beide Teil des Meta-Konzerns, verändern ihren Umgang mit Falschinformationen erheblich. Meta plant, die Zusammenarbeit mit externen Faktencheckern in den USA einzustellen, wodurch Informationen künftig weniger professionell verifiziert werden. Diese Entscheidung wurde von Mark Zuckerberg in einer Videobotschaft mitgeteilt und zeigt sich in der geplanten Einführung von „Community Notes“, einer Funktion, die es Nutzern ermöglichen soll, Falschinformationen selbst zu kennzeichnen und zu korrigieren. Diese Änderungen sind derzeit nur für die USA vorgesehen, könnten jedoch bald auch die europäische Nutzerschaft treffen. Die genauen Details zur Funktionsweise von Community Notes sind bisher unklar, was zu Unsicherheit bei Experten führt, die befürchten, dass diese Maßnahme nicht ausreicht, um die Verbreitung von Fehlinformationen effektiv zu bekämpfen.
Die grundlegenden Änderungen bei Meta betreffen nicht nur die Faktenchecks. Das Unternehmen plant zudem, Warnhinweise und Einschränkungen für falsche Inhalte zu reduzieren und lockert Einschränkungen gegen Hassrede, insbesondere im Hinblick auf Themen, die sexuelle Minderheiten betreffen. Dies sorgt für berechtigte Bedenken hinsichtlich einer möglichen Zunahme von Hassrede und Falschinformationen auf den Plattformen. Experten arguments, dass ohne die institutionalisierte Kontrolle durch professionelle Faktenprüfer das Risiko steigt, dass rechtspopulistische Inhalte algorithmisch verstärkt werden, was von der Rektorin der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd, Maren Schmohl, ebenfalls kritisch angemerkt wurde.
Reaktionen im Bildungssektor
Die Veränderungen bei Meta haben auch direkte Auswirkungen auf die Hochschulen im Ostalbkreis. Rund 60 deutsche Hochschulen und Forschungseinrichtungen, darunter die FU Berlin und die RWTH Aachen, haben die Plattform X (ehemals Twitter) verlassen, da sie die Ausrichtung für unvereinbar mit ihren Grundwerten halten. Im Ostalbkreis nutzen sowohl die Landkreisverwaltung als auch die Stadtverwaltung von Gmünd aktiv soziale Medien, um Informationen zu verbreiten. Die Gmünder Stadtverwaltung hat auf Facebook über 16.500 Follower und auf Instagram 15.000. Trotz der Umwälzungen zeigt die Landkreisverwaltung wenig Neigung, sich von diesen Plattformen zu trennen. Diskussionen über alternative Plattformen wie Mastodon und Threads sind im Gange, wobei aktuell X, Facebook und Instagram weiter genutzt werden.
Die Hochschule Aalen hat zwar X verlassen, nutzt jedoch weiterhin Instagram und LinkedIn für die Werbung an Studierenden. Im Gegensatz dazu wird die Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd ihren Account bei X stilllegen, betont jedoch die Beibehaltung von Facebook und Instagram. Die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd beobachtet die Entwicklungen bei Meta und ist derzeit nicht auf Facebook oder X präsent.
Die Rolle von Faktenchecks
Die Diskussion über die Wirksamkeit von Faktenchecks wird durch die Änderungen bei Meta neu beleuchtet. Fachleute weisen darauf hin, dass die Effektivität von Faktenchecks stark von deren Ausführung sowie der Zielgruppe abhängt. Lena Frischlich erklärt, dass Menschen, die noch nicht an Fehlinformationen glauben, offener für richtige Informationen sind. Der Einfluss von Faktenchecks kann bei Personen mit einem gefestigten Weltbild allerdings gering sein. Die aktuellen Maßnahmen von Meta stehen in einem kritischen Kontext, da der Großteil der Nutzer nach verlässlichen Informationen sucht, während eine verstärkte Verbreitung von Hassrede viele von den Plattformen vertreiben könnte.
Zusammenfassend zeigt der Wandel bei Meta eine Abkehr von professionellen Standards hin zu einer DIY-Kultur im Umgang mit Informationen auf seinen Plattformen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Änderungen langfristig auf die Qualität der Dialoge und die Verbreitung von Informationen auf Facebook und Instagram auswirken werden, nicht nur in den USA, sondern auch in Europa.
Der Ostalbkreis und die damit verbundenen Hochschulen beobachten diese Entwicklungen mit Argusaugen, da die soziale Mediennutzung entscheidend für die Informationsverbreitung und -aufnahme in der Bildungslandschaft ist. Die Unsicherheit hinsichtlich der neuen Richtlinien verstärkt die Bedenken im akademischen Bereich, sowohl hinsichtlich der Verfügbarkeit verlässlicher Informationen als auch bezüglich der korrekten Darstellungen von unterschiedlichen gesellschaftlichen Themen.
Mehr Informationen zu diesen Themen finden Sie in den Artikeln von Remszeitung, ZDF und MDR.