
Im Dezember 2024 betrug die Inflationsrate in Deutschland 2,6 Prozent. Dies geht aus den aktuellen Daten hervor, die von der Hans-Böckler-Stiftung veröffentlicht wurden. Die durchschnittliche Inflationsrate für das gesamte Jahr 2024 lag bei 2,2 Prozent und bewegte sich somit nahe am angestrebten Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2 Prozent. Besonders bemerkenswert ist, dass alle betrachteten Haushaltstypen im Dezember 2024 Inflationsraten von mindestens 2 Prozent verzeichneten. Den Angaben zufolge hatten jedoch nur drei von neun Haushaltstypen im Gesamtjahr 2024 Raten, die über dem EZB-Ziel lagen.
Die Inflationsexpertin Dr. Silke Tober vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) warnt vor einer Überbewertung des Anstiegs zum Jahresende. Sie hebt hervor, dass Haushalte mit niedrigem Einkommen im Jahr 2024 eine unterdurchschnittliche Inflationsrate erfuhren, mit 2,0 Prozent im Dezember und 1,6 Prozent im Gesamtjahr.
Details zur Preisentwicklung
Die Preisentwicklung im vergangenen Jahr wurde durch Rückenwind aus Rückgängen bei Haushaltsenergie und Kraftstoffen beeinflusst, die den Anstieg der Lebensmittelpreise kompensierten. Im Gesamtjahr 2024 waren die Verbraucherpreise um 19,9 Prozent höher als vor fünf Jahren. Besonders betroffene Bereiche waren Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke mit einem Anstieg von 35,6 Prozent, während die Energiekosten um 40,2 Prozent und die Preise für Dienstleistungen um 15,5 Prozent stiegen.
Die Teuerungsrate erreichte im Oktober 2022 ihren Höhepunkt mit 11 Prozent für Familien mit niedrigem Einkommen, was die Schmerzgrenze für viele Haushalte überschritt. In den letzten fünf Jahren litten Paare mit Kindern und Haushalte mit niedrigem oder mittlerem Einkommen unter den höchsten Inflationsbelastungen. Im Gegensatz dazu hatten Alleinlebende mit sehr hohen Einkommen die niedrigste Inflationsrate.
Zukunftsaussichten und Zinspolitik
Die Prognose für das Jahr 2025 sieht vor, dass sich die Inflationsrate bei etwa 2 Prozent einpendeln könnte. Dr. Tober betont jedoch die Notwendigkeit weiterer Zinsschritte, da die schwächelnde Wirtschaft im Euroraum und die stagnierende deutsche Wirtschaft zusätzliche Maßnahmen erforderlich machen. Aktuell dämpfen die Leitzinsen die Wirtschaft, weshalb ein positiver Nachfrageschub vonnöten ist.
Für die Erhebung der Inflationsdaten verwendet das IMK einen speziellen Inflationsmonitor, der seit Anfang 2022 monatlich spezifische Teuerungsraten für neun unterschiedliche Haushaltstypen berechnet. Diese Typen repräsentieren verschiedene Einkommensklassen und Familienkonstellationen. Anhand von Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des Statistischen Bundesamts wird ein umfassendes Bild der Inflationsbelastungen in Deutschland erstellt.
Messinstrumente und Methodik
Das Statistische Bundesamt berechnet den nationalen Verbraucherpreisindex (VPI), der die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen erfasst, die private Haushalte konsumieren. Der VPI dient nicht nur der Inflationsmessung, sondern auch als Basis zur Deflationierung gesamtwirtschaftlicher Größen. Die Gewichtungsinformationen im Wägungsschema des VPI werden normalerweise alle fünf Jahre überarbeitet, zuletzt im Februar 2023. Außerdem wurden spezialisierte Indizes, die auf bestimmte Haushaltstypen abzielten, eingestellt, um die Bevölkerungsstruktur besser abzubilden.
Der VPI und der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI), der die Preisentwicklung auf europäischer Ebene erfasst, verwenden unterschiedliche Erhebungsmethoden, was zu kleinen Differenzen in den Ergebnissen führt. Der VPI wird in der Regel bis zur Mitte des Folgemonats veröffentlicht, wobei vorläufige Ergebnisse bereits einige Tage vor Monatsende zugänglich sind. Zukünftig plant das Statistische Bundesamt, digitale Kassendaten des Einzelhandels in die Berechnungen einzubeziehen.
Die aktuelle Inflation und deren Auswirkungen auf verschiedene Haushaltstypen sowie die allgemeinen Preisentwicklungen in Deutschland zeigen, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterhin herausfordernd bleiben. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Politik und Notenbanken auf die Entwicklung der Verbraucherpreise auswirken werden.
Für detaillierte Informationen über die Verbraucherpreisindizes können Interressierte die Berichte auf den Webseiten der Hans-Böckler-Stiftung und des Statistischen Bundesamts einsehen. Weitere Details zu den Messmethoden finden sich auch auf Destatis.