
Die Automobilzuliefererbranche steht unter erheblichem Druck, was sich weltweit und besonders in Deutschland bemerkbar macht. Ein prägnantes Beispiel für diese Entwicklung ist das Werk der Gebrüder Hirschle in Nellingen, das nun von der Schließung bedroht ist. Hella, der Mutterkonzern der Gebrüder Hirschle, plant die Schließung des Standorts, was eine offizielle Mitteilung zur Verkaufsanzeige der Gewerbeimmobilie offenbarte. Diese Entscheidung stellt nicht nur einen Verlust von 24 Arbeitsplätzen dar, sondern wirft auch Fragen auf über die Kommunikationspolitik des Unternehmens. Bürgermeister Christoph Jung äußerte seinen Unmut über die Art und Weise, wie die Nachricht die Gemeinde erreichte – nämlich ohne vorherige Ankündigung und intransparent.
Das Werk in Nellingen, das in den 1980er Jahren gegründet wurde und eine spezielle Rückleuchte für Lastwagen patentierte, wird voraussichtlich Ende März 2025 geschlossen. Die Werkshalle umfasst 3500 Quadratmeter und verfügt über 40 Parkplätze, die ab dem 1. April zur Verfügung stehen. Die Schließung fällt in eine Zeit, in der Hella, der weltweit 125 Standorte in 35 Ländern betreibt und etwa 8200 Mitarbeiter beschäftigt, aufgrund von Marktentwicklungen und schwächer als erwarteter Fahrzeugproduktion eine Umsatzanpassung für 2024 vornimmt. Das Unternehmen hatte zwar 2022 einen Umsatzanstieg von 13 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro erreicht, sieht sich jedoch durch den zunehmenden Wettbewerbsdruck, insbesondere im Bereich der Trailerindustrie, herausgefordert.
Auswirkungen der Schließungen
Die Schließung des Nellinger Werks ist nicht das einzige besorgniserregende Zeichen in der Branche. Der Mutterkonzern von Hella, Forvia, plant in den nächsten fünf Jahren den Abbau von bis zu 10.000 Arbeitsplätzen, was rund 13 % der Belegschaft betrifft. Diese Maßnahme ist Teil einer umfassenden Strategie zur Kostensenkung und zur Anpassung an eine sich verändernde Automobilindustrie, die zusehends in Richtung Elektromobilität tendiert. Die Fluktuationsrate im Unternehmen liegt bei 2.000 bis 2.500 jährlich, jedoch steht bislang nicht fest, wie viele Stellen konkret im Hella-Werk in Lippstadt betroffen sind.
Forvia verfolgt eine restriktive Einstellungspolitik, die eine sofortige Entlassung der Mitarbeiter nicht vorsieht. Stattdessen wird ab 2028 angestrebt, jährlich 500 Millionen Euro zu sparen, um wettbewerbsfähiger zu werden. Angesichts dieser Situation wird deutlich, dass nicht nur Hella betroffen ist. Auch andere Zulieferer, wie ZF und Bosch, haben bereits Stellenabbau angekündigt.
Ein verschärfter Wettbewerb
Die deutsche Autoindustrie sieht sich einem tiefgreifenden Wandel gegenüber. Branchenexperten befürchten, dass bis zu 160.000 Jobs durch die Transformation des Automobilsektors wegfallen könnten. Der Fokus verschiebt sich zunehmend von herkömmlichen Antrieben hin zu Software- und Elektrifizierungslösungen. Unternehmen müssen sich an die neuen Gegebenheiten anpassen, wollen sie im internationalen Wettbewerb bestehen.
Hinsichtlich der Stimmung im Autoland Deutschland bleibt die Lage angespannt. Trotz Umsatzsteigerungen bei großen Herstellern wie Volkswagen, Mercedes und BMW von Januar bis September 2023 klagen die Zulieferer über Produktionsrückgänge und die damit verbundenen strategischen Herausforderungen. Die Konkurrenz aus Asien wird vermehrt als Bedrohung wahrgenommen, da asiatische Unternehmen von der Elektrifizierung und Digitalisierung profitieren.
Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in der Automobilbranche entwickeln wird. Die Zeichen deuten jedoch darauf hin, dass sowohl Mitarbeiter als auch Unternehmen sich auf eine Zeit des Umbruchs und der Anpassung einstellen müssen, um in der dynamischen und herausfordernden Branche erfolgreich zu bleiben. Besondere Beachtung erfordert die sozialverträgliche Umsetzung von Schließungen, wie sie Hella in Nellingen angekündigt hat, sowie die Perspektiven für die betroffenen Mitarbeiter.
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