
Ein 44-jähriger Mann aus dem Raum Bayreuth wurde am Landgericht Bayreuth zu zwölf Jahren Haft verurteilt. In einem erschreckenden Vorfall Anfang 2024 stach er in einer psychiatrischen Klinik einem anderen Patienten, der schlafend war, mit einem Bleistift ins Gesicht. Dabei brach der Bleistift ab, und das Opfer wachte – mit einem irreversiblen Verlust der Sehkraft auf dem linken Auge. In der Urteilsbegründung stellte die Strafkammer fest, dass die Tat wie in der Anklage geschildert stattgefunden hatte. Der Mann wurde als voll schuldfähig eingestuft und mit der Sicherungsverwahrung belegt, da eine Gefahr für die Bevölkerung von ihm ausgehe.
Der Angeklagte hatte bereits im Jahr 2023 in einem Bezirkskrankenhaus einen anderen Mann angegriffen und war dafür zu fünf Jahren Haft sowie einer Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik verurteilt worden. Diese Vorgeschichte und sein Antrag, die Haft in einer Justizvollzugsanstalt fortzusetzen, scheinen einen Frust ausgelöst zu haben, der in der Gewaltausübung gipfelte: Der Mann entschied sich, wahllos jemanden zu töten. Über seinen Verteidiger bestätigte er die Tat, bestritt jedoch die Tötungsabsicht.
Ein weiterer Fall von versuchtem Mord
In einem separaten, jedoch ebenso besorgniserregenden Fall begann ebenfalls am Landgericht Trier ein Prozess gegen eine Patientin eines psychiatrischen Krankenhauses. Die 66-jährige Angeklagte aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich soll versucht haben, ihre Zimmernachbarin mit einem Kopfkissen zu ersticken. Dieser Vorfall ereignete sich Anfang des Jahres, nachdem beide Frauen einige Tage zusammen im selben Zimmer verbracht hatten. Das Opfer wachte durch den Angriff auf und konnte Hilfe herbeirufen, wodurch ein schlimmerer Ausgang verhindert wurde.
Die Staatsanwaltschaft wirft der Angeklagten versuchten Mord vor. Zum Zeitpunkt der Tat war sie allerdings vermindert schuldfähig, was durch die Berichte über ihre Vergangenheit und vorausgegangene psychiatrische Behandlungen untermauert wird. Zeugen, darunter Pflegekräfte und Polizisten, beschreiben die Angeklagte als unauffällig und nett. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt.
Psychiatrie und Gewalt
Die beiden Vorfälle werfen ein düsteres Licht auf die Bedingungen in psychiatrischen Einrichtungen. Während Prof. Dr. Dirk Richter in seinem neuen Buch „Coercion and Violence in Mental Health Settings“ auf die Probleme des Zwangs und der Gewalt in der Psychiatrie hinweist, bleibt die Frage im Raum, wie solche Taten in Zukunft verhindert werden können. Laut dem Buch, das Ende Dezember 2024 erscheint, zeigen wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Zwang oft mehr schadet als nützt. In der Schweiz, wo die Rate an Zwangseinweisungen im europäischen Vergleich hoch ist, wird der Bedarf an ambulanten Alternativen zu stationären Behandlungen als dringlich erachtet.
Richter betont, dass ohne strukturelle Veränderungen im Versorgungssystem und einer adäquaten Finanzierung nicht-medizinischer Angebote die Problematik von Zwangsadmissionen weiterhin bestehen bleibt. Insbesondere Patienten mit suizidalen Gedanken haben oft Angst vor einer Fürsorgerischen Unterbringung, was die Komplexität der Problematik ausschärft. Ansätze wie „Peer-Respite-Einrichtungen“ könnten in Zukunft eine Lösung bieten, um Krisen präventiv abzufangen.
In Anbetracht dieser Fälle wird deutlich, dass sowohl in der rechtlichen als auch in der medizinischen Betrachtung von psychischen Erkrankungen dringender Handlungsbedarf besteht, um die Sicherheit der Patienten und der Gemeinschaft zu gewährleisten.