
In einer besorgniserregenden Entwicklung wird einer Medizinerin aus der Region Döbeln vorgeworfen, eine Heimbewohnerin im Umland von Burgstädt geschlagen und beleidigt zu haben. Der Vorfall ereignete sich am 14. Dezember 2023 in einer Pflegeeinrichtung, in die die betroffene Frau, eine demenzkranke Person, zuvor aus der Geriatrischen Psychiatrie in Chemnitz verlegt worden war. Aufgrund ihres aggressiven Verhaltens war eine Rückverlegung auf Anraten ihres Hausarztes geplant, und der Rettungsdienst sowie ein Notarzt wurden zur Unterstützung alarmiert. Die 38-jährige Notärztin muss sich nun wegen Körperverletzung in Tateinheit mit Beleidigung vor dem Amtsgericht Döbeln verantworten, wie Sächsische.de berichtet.
Die Staatsanwaltschaft hat der Medizinerin schwere Vorwürfe gemacht. Es wird behauptet, dass sie der pflegebedürftigen Frau ein Beruhigungsmittel verabreicht und ihr anschließend den Mund und die Nase zugehalten hat. Dies soll dann gefolgt sein von zwei Schlägen mit der flachen Hand ins Gesicht, die Rötungen und Kratzer zur Folge hatten. Zusätzlich wird ihr vorgeworfen, die Frau mit beleidigenden Ausdrücken wie „Halt die Fresse, du Teufel“ und „Du Drecksstück!“ beschimpft zu haben.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen
Der Fall wirft auch größere Fragen hinsichtlich der rechtlichen Rahmenbedingungen in Pflegeeinrichtungen auf. In Fällen von Gewalt gegen Pflegebedürftige ist es wichtig, dass sofortige Meldungen durch die Heim- oder Pflegedienstleitung erfolgen, um rechtliche Schritte und umfassende Ermittlungen einzuleiten. Sollte das rechtsmedizinische Gutachten eine Pflichtverletzung des Pflegepersonals nicht ausschließen können, wird die Situation für die beteiligten Mitarbeiter und das verantwortliche Unternehmen gefährlich, wie Rechtsanwalt-Pflegedienst.de erläutert. Dies umfasst umfassende Vernehmungen des Pflegepersonals und potenzielle Durchsuchungen, um Beweismaterial sicherzustellen.
Zudem sind Pflegeeinrichtungen häufig mit Herausforderungen konfrontiert, die zu Gewalt führen können. Stress durch herausforderndes Verhalten seitens der Patienten, Überlastung des Personals und mangelnde Kompetenzen können zu aggressivem Verhalten führen. Eine solche Situation ist nicht ungewöhnlich: Laut Befragungen in Hessen und Nordrhein-Westfalen im Jahr 2018 gaben 72 % der Pflegekräfte an, Gewalt gegenüber Pflegebedürftigen erlebt zu haben. Gleichzeitig erlebten 80 % Gewalt von den Pflegebedürftigen. Die WHO definiert Gewalt als den absichtlichen Einsatz physischer oder psychischer Macht, was zu Verletzungen oder psychischen Schäden führen kann.
Vorkommen und Prävention von Gewalt
Die Formen der Gewalt in der Pflege sind vielseitig. Neben physischer Gewalt, wie Schlägen und nicht genehmigten freiheitsentziehenden Maßnahmen, kommen auch psychische Gewalt, Drohungen und Beleidigungen vor. Die rechtlichen Grundlagen setzen sich mit der Verletzung von Rechten der Pflegebedürftigen auseinander, wobei Körperverletzung und Misshandlung klare strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen können.
Die Notwendigkeit zur Prävention ist offensichtlich. Die Förderung von Frustrationstoleranz, Kommunikationsfähigkeiten und regelmäßige Weiterbildungen für das Pflegepersonal sind essenziell. Aber auch akute Maßnahmen wie die Dokumentation von Vorfällen und Unterstützung durch Kollegen spielen eine wichtige Rolle, um gegen Gewalt in der Pflege vorzugehen.
Angesichts des schweren Vorwurfs gegen die Medizinerin bleibt abzuwarten, wie sich der Fall vor dem Amtsgericht entwickeln wird und welche Auswirkungen dieses schockierende Ereignis auf die Wahrnehmung von Gewalt in der Pflege haben könnte.