
In Greifswald wurde am Donnerstag ein Informationsstand der SPD von einer Gruppe Jugendlicher mit rohen Eiern attackiert. Der Vorfall ereignete sich gegen 15 Uhr im Stadtteil Schönewalde II und hinterließ die Anwesenden geschockt. Laut Nordkurier näherten sich die Jugendlichen zunächst interessiert dem Stand, bevor sie zwischen sechs und zehn Eier auf die SPD-Veranstalter warfen. Ein Besucher des Standes wurde dabei ebenfalls getroffen.
Die Polizei ermittelte in der Folge einen 13-Jährigen und einen 18-Jährigen als Haupttatverdächtige. Der Vorfall wurde als versuchte gefährliche Körperverletzung sowie als Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingestuft. Besondere Aufmerksamkeit erlangte der 18-Jährige, der zudem einen Hitlergruß zeigte und den NS-Slogan „Sieg Heil“ skandierte. Die etwa sechsköpfige Gruppe, die der Polizei bekannt ist, erhielt daraufhin Platzverweise, und der 13-Jährige wurde seinen Eltern übergeben.
Ermittlungen nach einem weiteren Vorfall
Die Vorfälle in Greifswald sind Teil eines besorgniserregenden Trends, der in verschiedenen Städten Deutschlands zu beobachten ist. Ähnliche Anfeindungen gab es zuletzt in Berlin, wo jüdische Fußballspieler mit Messern und Stöcken bedroht und gejagt wurden. Diese Angriffe fanden nach einem B-Jugendspiel zwischen TuS Makkabi Berlin und Schwarz-Weiß Neukölln am 7. November statt. Laut fr.de äußerte Berlins Innensenatorin Iris Spranger ihre Enttäuschung über die anhaltende antisemitische Gewalt in der Hauptstadt.
Umfassende Ermittlungen wurden auch in diesem Fall eingeleitet, unter anderem wegen Landfriedensbruchs, Volksverhetzung und Beleidigung. Es bleibt jedoch unklar, wer genau hinter den Angriffen steckt. Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, berichtete von einem besorgniserregenden Anstieg antisemitischer Vorfälle im sportlichen Umfeld.
Zunehmende antisemitische Aggressionen
Nach den gewalttätigen Vorfällen in Amsterdam, wo es zu Auseinandersetzungen zwischen israelischen Fußballfans und pro-palästinensischen Demonstranten kam, ist die Situation besonders angespannt. Es kam zu mehreren Verletzten und einem Anstieg der Polizeikräfte. Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz, das in einer aktuellen Mitteilung auf die Entwicklungen im Antisemitismus hinweist, sind gravierende Herausforderungen in den letzten Jahren zu beobachten. So hat sich die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten seit dem Gaza-Krieg im Oktober 2023 nahezu verdoppelt. Weitere Details dazu finden sich in der Veröffentlichung des Bundesamts, die umfassende Informationen zu den Motiven und Hintergründen des Antisemitismus in Deutschland bereitstellt.
Die Verbreitung von antisemitischen Verschwörungserzählungen, die während der Coronapandemie an Fahrt gewannen, wird als ein bedeutender Faktor für die aktuelle Entwicklung angesehen. Zudem sollte beachtet werden, dass der digitale Raum eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung solcher Inhalte spielt. Das Lagebild des BfV zeigt, dass Antisemitismus als verbindendes Element zwischen verschiedenen Extremistengruppen wahrgenommen wird und die Zahl der gewalttätigen Aktionen kontinuierlich steigt.