
Die französische Stadt Nizza hat einen entscheidenden Schritt unternommen, um den negativen Auswirkungen des Kreuzfahrt-Tourismus entgegenzuwirken. Ab dem kommenden Sommer dürfen große Kreuzfahrtschiffe mit einer Kapazität von mehr als 900 Passagieren nicht mehr im Hafen anlegen. Der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, hat dazu kürzlich einen entsprechenden Erlass unterzeichnet.
Estrosi stellt klar: „Tourismus ja; Übertourismus nein!“. Mit dieser Maßnahme zielt die Stadt darauf ab, sowohl die Umwelt zu schützen als auch die Überfüllung der Stadt zu vermeiden. In den letzten Jahren sind Kreuzfahrtschiffe zunehmend in die Kritik geraten, vor allem aufgrund ihrer umweltschädlichen Praktiken. Die „schwimmenden Hotels“ haben nicht nur eine hohe CO2-Bilanz, sondern sind auch für erhebliche Mengen Müll und Abwasser verantwortlich. Ein Passagier produziert täglich rund 300 Liter Abwasser, was zur Umweltbelastung beiträgt.
Umwelt- und Tourismusschutz
Das Verbot in Nizza orientiert sich an ähnlichen Regelungen in Venedig, wo Maßnahmen ergriffen wurden, um den übermäßigen Tourismus zu regulieren. Die Grünen in Nizza feiern das Verbot als „immensen und historischen Sieg“. Dennoch bleibt unklar, inwieweit das Verbot tatsächlich wirkt. Es besteht die Möglichkeit, dass Kreuzfahrtschiffe weiterhin in nationalen Gewässern ankern und Passagiere mit kleineren Booten an Land transportieren.
Die Situation in Cannes zeigt, dass ähnliche Umweltauflagen bereits bestehen, jedoch ohne ein vollständiges Verbot der großen Schiffe. In sozialen Medien reagieren die Menschen gemischt auf das Verbot. Während einige die Entscheidung unterstützen, kritisieren andere die möglichen negativen Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft.
Die ökologischen Herausforderungen
Kreuzfahrtschiffe sind dafür bekannt, umweltschädliche Schweröle zu verwenden, die als potenziell krebserregend gelten. Diese Treibstoffe sind an Land verboten, was die Umweltbelastungen weiter verschärft. Eine Schiffsreise von Großbritannien nach New York kann bis zu neun Tonnen CO2-Äquivalente pro Passagier verursachen. Zum Vergleich: Ein Hin- und Rückflug von Düsseldorf nach New York verursacht lediglich 2,8 Tonnen CO2-Äquivalente. Die Anreise der Passagiere zum Abfahrtshafen erhöht zudem den CO2-Fußabdruck erheblich.
Die bestehenden Probleme sind nicht nur ökologischer Natur. Kreuzfahrtschiffe können auch wirtschaftliche und soziale Herausforderungen für die angefahrenen Häfen mit sich bringen. Oft essen die Passagiere an Bord, was lokale Restaurants benachteiligt. Das Geld fließt häufig nicht in die lokale Wirtschaft, sondern zu den Kreuzfahrtveranstaltern.
Ein Blick in die Zukunft
Die Entscheidung von Nizza könnte einen Trend zu umweltfreundlicheren Tourismuspraktiken anstoßen. Städte weltweit überlegen zunehmend, wie sie ihren Umgang mit dem Kreuzfahrt-Tourismus verbessern können. In Anbetracht der großen Umweltauswirkungen von Kreuzfahrtschiffen ist es wahrscheinlich, dass mehr Städte ähnliche Schritte unternehmen werden, um den Übertourismus und seine Folgen zu bekämpfen.
Es bleibt abzuwarten, wie die genaue Umsetzung des Verbots in Nizza aussehen wird. Die Herausforderungen der Kreuzfahrtindustrie sind komplex und erfordern ein sorgfältiges Abwägen von wirtschaftlichen Interessen und ökologischen Überlegungen.
Für weitere Informationen über die Hintergründe der Entscheidung und deren Bedeutung, verweisen wir auf die Berichterstattung von FAZ und Zeit Online. Auch eine Zusammenstellung der Herausforderungen und Auswirkungen von Kreuzfahrten findet sich unter Planet Wissen.