
In der türkischen Provinz Konya ereignete sich am Freitagabend ein tragischer Vorfall: Ein vierstöckiges Wohngebäude stürzte ein und forderte das Leben von zwei Menschen, einem jungen Ehepaar. Weitere drei Personen erlitten Verletzungen. Diese Informationen wurden von Innenminister Ali Yerlikaya bestätigt. Die zuständigen Behörden haben vier Personen, darunter die Eigentümer des Hauses, festgenommen, während die Ursache des Einsturzes noch unklar ist. Ermittlungen wurden bereits eingeleitet, und die Rettungsarbeiten in den Trümmern sind mittlerweile abgeschlossen. Der Vorfall wirft ernsthafte Fragen zur Sicherheit von Gebäuden in der Türkei auf, insbesondere in Anbetracht der Erdbebenrisiken in der Region, die im Jahr 2023 bereits zu über 50.000 Todesfällen führten, wie bnn.de berichtet.
Der Einsturz erfolgt vor dem Hintergrund der komplexen Problematik der Gebäudesicherheit in der Türkei, die seit den verheerenden Erdbeben von 2023 im Fokus steht. Laut einer offiziellen Erklärung plant die türkische Regierung den Abriss von Zehntausenden von Häusern in den erdbebengeschädigten Regionen. Über 164.000 Gebäude sind laut Stadplanungsminister Murat Kurum entweder zerstört oder schwer beschädigt. Im Rahmen dieser Bemühungen wurden bereits etwa 160 Verdächtige wegen Baumängeln und Pfusch am Bau festgenommen. Diese Entwicklungen sind Teil der umfangreichen Ermittlungen, die das Justizministerium in den betroffenen Provinzen angeordnet hat. Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat sich dazu verpflichtet, den Wiederaufbau der Region innerhalb eines Jahres zu realisieren. Die Herausforderungen dabei sind jedoch erheblich, da Experten vor einem Wiederaufbau an bisherigen Standorten warnen und auf die erdbebensichere Bauweise hinweisen, die sowohl zeit- als auch kostenintensiv ist.
Erdbeeben und Gebäudesicherheit
Die verheerenden Beben, die am 6. Februar 2023 den Süden der Türkei und den Norden Syriens erschütterten, und die mehr als 7.000 Nachbeben, die folgten, haben die Notwendigkeit sicherer Gebäudestrukturen erneut in den Vordergrund gerückt. Über 49.000 Menschen kamen durch diese Erdbeben ums Leben, und viele weitere werden vermisst. Über die nachfolgenden Zustände berichten internationale Organisationen wie Amnesty International von einer Verschlechterung der Menschenrechtslage in der Türkei, wo auch über 90 Personen, darunter Journalisten, in den ersten Tagen nach den Beben festgenommen wurden. Berichte über Folter und Angriffe auf syrische Geflüchtete verstärken die besorgniserregende Lage in der Region, die zusätzlich durch slow-moving UN-Hilfslieferungen in Nordwest-Syrien belastet wird.
Die Diskussion über die Relevanz von Bauvorschriften in der Türkei ist von zentraler Bedeutung. Seit 1940 hat die türkische Regierung eine Vielzahl an Bauvorschriften entwickelt, die regelmäßig überarbeitet wurden. Die neueste umfassende Revision der Erdbebenbauordnung fand im Jahr 2018 statt und fokussierte die geologischen Bedingungen und deren Einfluss auf die Schäden durch Erdbeben. Nach dem verheerenden Erdbeben von 1999 wurden tiefere Fundamente und strengere Materialanforderungen eingeführt, um die Widerstandsfähigkeit von Gebäuden zu erhöhen. Gleichzeitig haben Experten vor möglichen hohen Verlusten bei künftigen Erdbeben gewarnt, die auf bis zu 50 Milliarden USD geschätzt werden.
In den letzten Jahren hat auch das ISMEP-Projekt (Istanbul Seismic Risk Mitigation and Emergency Preparedness Project) an Bedeutung gewonnen. Dieses Projekt zielt darauf ab, das Risiko im Falle eines Erdbebens zu minimieren und wurde mit Hilfe internationaler Banken finanziert. Es umfasst die Prüfung öffentlicher Gebäude und die Ausbildung der Bevölkerung zum Notfallmanagement. Angesichts der aktuellen Ereignisse haben viele Hauskäufer und Eigentümer in Istanbul an Sicherheit gefragt und zeigen ein steigendes Interesse an neuen Immobilien, die den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen. Die Bauvorschriften, die teilweise auf Erfahrungen aus Japan basieren, sollen dazu beitragen, die Risiken zu mindern.