
Die deutsche Automobilindustrie sieht sich gegenwärtig mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert, die nicht nur die Zukunft der Unternehmen, sondern auch Tausende von Arbeitsplätzen betreffen. In diesem Kontext hat Leoni, ein bedeutender Zulieferer mit Hauptsitz in Nürnberg, einen neuen Standort in Agadir, Marokko, eröffnet. Diese Maßnahme impliziert sowohl eine strategische Neuausrichtung des Unternehmens als auch eine mögliche Entlassungswelle in Deutschland.
Laut inFranken plant Leoni, bis 2026 insgesamt 4.500 Stellen in Deutschland abzubauen. Gleichzeitig soll die Investition in den marokkanischen Standort über 20 Millionen Euro betragen und mehr als 3.000 neue Arbeitsplätze schaffen. Die neue Fabrik ist auf die Produktion von Bordnetzen für Lkw sowie für Powertrain- und Offroad-Segmente spezialisiert. Geschäftsführer Fakhri Bouguerra hebt die vorteilhafte Lage des Standorts und die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte hervor.
Automatisierung und Innovation
Zusätzlich zu den Veränderungen in der Belegschaft hat Leoni auch ein neues Entwicklungszentrum, das „Innovation Industrialization Center“ (IIC), in Kitzingen eröffnet. Dieses Zentrum, das eine Fläche von etwa 3.000 Quadratmetern umfasst, soll bessere Fertigungsprozesse für zonale Bordnetz-Architekturen erforschen. Es dient als Think-Tank, in dem Produkte und Produktionsmethoden gemeinsam mit Kunden entwickelt werden. Ziel ist es, die Automatisierung der Bordnetzfertigung voranzutreiben, die bisher überwiegend manuell erfolgt.
Im IIC wird eine einzigartig automatisierte Fertigungszelle für kleinere Kabelsätze eingerichtet, die auch kooperative Roboter umfasst. Dies steht im Einklang mit Leoni’s Ziel, nachhaltige Einsparungen durch global standardisierte Produktionsprozesse zu erreichen. Trotz finanzieller Schwierigkeiten in der Vergangenheit, darunter der Verkauf der Kabelproduktion, bleibt das Unternehmen mit einem Umsatz von über vier Milliarden Euro und einem Platz 64 im Top-Supplier-Ranking der Automobilindustrie ein zentraler Akteur in diesem Sektor, wie Vogel.de berichtet.
Die Auswirkungen auf die Industrie
Die laufenden Arbeitsplatzstreichungen sind jedoch nicht nur auf Leoni beschränkt. Auch andere Unternehmen der Branche spüren den Druck. Der Coburger Zulieferer Brose hat Hunderte Stellen in drei Städten abgebaut, und Schaeffler kündigte im Ende 2022 den Abbau von 2.800 Arbeitsplätzen in Deutschland an. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur langfristigen Zukunft der deutschen Automobilindustrie auf.
Im Kontext der Digitalisierung und Datennutzung hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) das ADAXO-Konzept entwickelt. Ziel dieses Konzepts ist die sichere und gerechte Nutzung von Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette in der Automobilindustrie. Hierbei bleibt es von größter Bedeutung, dass Datenschutz und Datensicherheit gewährleistet sind, während Unternehmen Strategien entwickeln müssen, um die Chancen der Digitalisierung zu nutzen, ohne die ethischen Grundsätze aus den Augen zu verlieren, wie in vda.de ausgeführt wird.
Die kommenden Jahre werden entscheidend sein, nicht nur für die Unternehmen selbst, sondern auch für die betroffenen Mitarbeiter und die gesamte Branche. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Strategien der Unternehmen entwickeln und welche neuen Technologien sowie Geschäftsmodelle im Zuge der Herausforderungen entstehen werden.