
Heute, am 28. Januar 2025, hat die Gewerkschaft Verdi zu einem bundesweiten Warnstreik bei der Deutschen Post und DHL aufgerufen. In Bayern sind 33 Städte von dieser Maßnahme betroffen. Zu den betroffenen Städten gehören unter anderem München, Nürnberg, Augsburg, Bayreuth und Kulmbach. Insgesamt sind mehr als 2.000 Mitarbeiter in der Zustellung zum Warnstreik aufgerufen, was zu erheblichen Verzögerungen und Ausfällen bei der Zustellung von Paketen und Briefen führen kann. Alle Mitarbeiter in sämtlichen Schichten des Dienstags sind betroffen, während stationäre Einrichtungen der Post nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Der Grund für den Warnstreik liegt in der unbefriedigenden zweiten Verhandlungsrunde, die vergangene Woche stattgefunden hat. Verdi setzt sich für ein Entgeltplus von sieben Prozent sowie zusätzliche Urlaubstage ein, während die Arbeitgeber diese Forderungen als nicht finanzierbar abgelehnt haben. Der Landesarbeitskampfleiter Robin Faber zeigte sich zuversichtlich über die Streikbeteiligung und auf die Notwendigkeit von Lohnerhöhungen zur Bewältigung der hohen Lebenshaltungskosten hin. David Merck von Verdi bezeichnete die Haltung der Arbeitgeber als inakzeptabel.
Forderungen und Reaktionen
Verdi-Vize Andrea Kocsis hat die Ernsthaftigkeit der Lage unterstrichen und erklärt, dass die aktuelle Verhandlungsrunde keine greifbaren Ergebnisse geliefert hat. Die Deutsche Post hingegen sieht den Spielraum für Lohnerhöhungen als „sehr gering“ an, was vor allem auf schrumpfende Briefmengen und hohen Investitionsbedarf im Digitalzeitalter zurückzuführen ist. Besonders relevant ist die kürzliche Portoerhöhung um 10,5 Prozent, die zum Jahresbeginn in Kraft trat und nun 95 Cent pro Standardbrief beträgt, genehmigt von der Bundesnetzagentur.
Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 12. und 13. Februar angesetzt. Im Vorfeld dieser Gespräche zeigt sich Verdi entschlossen, durch die Warnstreiks deutlich zu machen, dass die Beschäftigten bereit sind, für ihre Forderungen zu kämpfen. Bereits am Montag kündigte Verdi einen Warnstreiktag für Groß- und größere Städte in allen Bundesländern an.
Kontext und Entwicklung
Warnstreiks sind in Deutschland ein häufig eingesetztes Instrument im Tarifkonflikt und etabliert sich zunehmend als Teil der Konfliktregulierung. Im Jahr 2022 wurden 225 Arbeitskämpfe mit rund 930.000 Streikenden verzeichnet, die zu insgesamt 674.000 ausgefallenen Arbeitstagen führten. Die Zahl der Arbeitskämpfe zeigte im Vergleich zu 2021 einen leichten Anstieg. Dies verdeutlicht den Trend zu vermehrten Arbeitsniederlegungen, besonders im Rahmen von Tarifverhandlungen.
Im internationalen Vergleich liegt Deutschland beim Arbeitskampfvolumen im unteren Mittelfeld. Die Debatten rund um die Erhöhung von Löhne und Gehälter gewinnen aufgrund der steigenden Lebenshaltungskosten zunehmend an Bedeutung, was sich auch in der aktuellen Streikbereitschaft widerspiegelt. Verdi und andere Gewerkschaften sehen sich in der Pflicht, für angemessene Entlohnungen zu kämpfen, um die Interessen der Beschäftigten zu wahren.