
Eine spannende Forschung an der Universität Potsdam beleuchtet die Beziehung zwischen Menschen und Robotern, insbesondere wie Dialekte deren Wahrnehmung beeinflussen können. Katharina Kühne, die im Bereich Kognitionswissenschaften tätig ist, arbeitet mit dem humanoiden Roboter Nao, der ungefähr einen halben Meter groß ist. Nao hat kürzlich ein Video veröffentlicht, in dem er ein Gemälde von Pablo Picasso sowohl auf Hochdeutsch als auch im Berliner Dialekt kommentiert. Eine Studie, die von Kühne und Kollegen durchgeführt wurde, zeigt, dass Menschen den Roboter unabhängig von der gesprochenen Sprache als kompetent und vertrauenswürdig wahrnehmen. Interessanterweise vertrauten Personen, die selbst Dialekte sprechen, dem roboterhaften Berliner mehr als dem Hochdeutsch sprechenden Nao.
Die Studie zielt darauf ab, die Einsatzmöglichkeiten von Robotern, die Dialekte sprechen, zu untersuchen. Dies könnte in Bereichen wie Altenheimen oder in Verkaufsumgebungen von Bedeutung sein. Der Artikel, der die Ergebnisse der Untersuchung zusammenfasst, erschien Anfang 2024 im renommierten Fachjournal „Frontiers in Robotics and AI“. Kühne, die einen Master in Linguistik und Kognitionspsychologie besitzt und momentan bei Professor Martin Fischer promoviert, erforscht die Beziehung zwischen künstlichen Agenten und Menschen sowie deren menschenähnliche Eigenschaften.
Menschen und Roboter: Eine emotionale Bindung
Die Forschungen zeigen, dass menschenähnliche Stimmen und die Erscheinung von Robotern eine entscheidende Rolle für deren Akzeptanz spielen. Ein bemerkenswerter Aspekt ist, dass Einsamkeit die Bereitschaft erhöht, Roboter im eigenen Zuhause zu akzeptieren. Trotz des Bewusstseins, dass Roboter keine echten Gefühle haben, neigen Menschen dazu, diesen Emotionen und Intentionen zuzuschreiben. Diese Wahrnehmung kann stark von dem Aussehen und dem Verhalten der Roboter beeinflusst werden.
Kühne behandelt Nao freundlich, bringt ihn jedoch ohne schlechtes Gewissen nach der Arbeit zurück in den Off-Mode. Die ethischen Fragestellungen, die sich in diesem Zusammenhang ergeben, sind nicht unerheblich. Es gibt Bedenken, ob Roboter ein Bewusstsein entwickeln könnten, und welche Auswirkungen dies auf die menschliche Wahrnehmung haben würde.
Uncanny Valley und seine Auswirkungen
Die Theorien, die das menschliche Verhalten zu Robotern erklären, sind nicht neu. Masahiro Mori, ein japanischer Robotiker, entblößte in den 1970er Jahren das Konzept des „uncanny valley“. Laut dieser Theorie steigt die Affinität zu einem Roboter mit dessen menschlichen Eigenschaften, bis ein Punkt erreicht ist, an dem diese Ähnlichkeit so hoch wird, dass sie als unheimlich empfunden wird. Diese Erkenntnisse sind entscheidend für die Psychologie hinter der Interaktion mit Robotern, da sie die Gestaltung und das Design zukünftiger humanoider Roboter beeinflussen können.
In Deutschland ist der Einsatz von Companion-Robotern in Pflegeheimen zunehmend verbreitet, was sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Studien im Rahmen von Projekten wie NIKA, das innovative Interaktionskonzepte für soziale Roboter erprobt, zeigen, dass das Aussehen, Verhalten und sogar die emotionale Ausdruckskraft dieser Roboter entscheidend für deren Akzeptanz bei älteren Menschen sind. Bewohner von Pflegeeinrichtungen wie dem Wohn- und Pflegezentrum Flugfeld in Böblingen wurden in Untersuchungen einbezogen, die auf die Entwicklung von Robotern abzielten, die nicht nur funktional, sondern auch emotional ansprechend sind.
Das Projekt, das zwischen Juni 2018 und Dezember 2021 lief und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde, hatte zum Ziel, geeignete Einsatzfelder für soziale Roboter zu definieren. Mit einem Gesamtvolumen von 1,79 Millionen Euro wurde die Forschung zur Interaktion mit Robotern in verschiedenen sozialen Kontexten vorangetrieben, wodurch die gesellschaftliche Akzeptanz von Robotern in Zukunft weiter gestärkt werden könnte.