GreifswaldMecklenburg-Vorpommern

Pommersche Volkslieder jetzt digital: Freiheit für Kulturgut!

In einem bedeutenden Schritt zur Bewahrung und Zugänglichkeit pommerschen Kulturerbes wurde das Pommersche Volksliedarchiv digitalisiert. Diese Initiative ermöglicht den Zugriff auf eine umfangreiche Sammlung traditioneller Musik Pommerns über eine eigene Projekthomepage sowie die Digitale Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern. Das Archiv beherbergt nicht nur bedeutende Liedtexte, sondern auch zahlreiche Notenblätter und MP3-Melodiedateien, die einen tiefen Einblick in die musikalische Kultur der Region bieten. Das Archiv wird verwaltet von der Universität Greifswald, die seit 1926/1927 eine Forschungsstelle für das Volksliedarchiv betreibt.

Die Vorstellung der digitalisierten Sammlung findet am 1. Februar 2025 im Pommerschen Landesmuseum Greifswald statt und wird musikalisch begleitet. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei, was eine breite Öffentlichkeit ansprechen soll. Die Sammlung spiegelt den Alltag, die Sehnsüchte und die Musizierpraxis des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wider und ist das Resultat jahrzehntelanger Sammeltätigkeit. Die systematische Erhebung von Volksliedern begann bereits 1914 mit der Gründung des Deutschen Volksliedarchivs in Freiburg.

Einblicke in die Sammlung

Mit der Digitalisierung der Sammlung werden etwa 14.000 Liedtexte sowie rund 2.000 Melodien der pommerschen Musiktradition zugänglich gemacht. Die Lieder stammen aus circa 450 Orten in Pommern und waren zuvor für die Öffentlichkeit kaum einsehbar. Die Erfassung der Melodien erfolgte überwiegend durch Aufrufe in lokalen Zeitungen und die Sammlung weist auch viele handschriftliche Dokumente auf, die durch moderne Technologien wie die automatische Handschriftentexterkennung (HTR) bearbeitet wurden.

Das Projekt richtet sich nicht nur an ein wissenschaftliches Publikum, sondern auch an Heimat- und kulturgeschichtlich Interessierte sowie an folkloristische Gruppen und Vereine. Diese Angebotspalette wird durch das Engagement mehrerer Institutionen, darunter das Pommersche Landesmuseum und das Institut für Kirchenmusik und Musikwissenschaft der Universität Greifswald, sowie die Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ermöglicht.

Überwindung vergangener Herausforderungen

Die systematische Sammlung und Auswertung des Volksliedarchivs wurde durch den Zweiten Weltkrieg und die nachfolgenden ideologischen Umstände erheblich beeinträchtigt. Ab 1938 kam die Sammeltätigkeit nahezu zum Erliegen, und das Archiv galt seit Ende der 1950er Jahre als verschollen. Die bemerkenswerte Wiederentdeckung des Archivs im Jahr 2014 durch Dr. Dirk Alvermann auf einem Dachboden eines Universitätsgebäudes öffnete schließlich die Tür zur Digitalisierung und damit zur Neuevaluierung und Bewahrung pommerscher Kulturgeschichte.

Die digitalen Inhalte werden nicht nur zur Erhaltung der Geschichte genutzt, sondern auch als Ressource für zeitgenössische musikwissenschaftliche und kulturgeschichtliche Forschung ausgestaltet. Die umfassende digitalisierte Erschließung dieser Sammlung eröffnet neuen Zugang zu den Wurzeln der pommerschen Musik und folglich den kulturellen Ausdrucksformen der Region.

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Greifswald, Deutschland
Beste Referenz
uni-greifswald.de
Weitere Infos
digitale-bibliothek-mv.de

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