
Ein 82-jähriger Arzt aus Datteln steht wegen Totschlags vor Gericht, nachdem er im Sommer 2023 einem 42-jährigen Patienten aus Essen assistierte, sich das Leben zu nehmen. Dies teilt die Dewezet mit. Der Patient litt an mehreren schweren gesundheitlichen Problemen, darunter nahezu vollständige Blindheit und eine seit der Kindheit bestehende Fruktose-Intoleranz, die sein Leben stark beeinträchtigten. Wie aus der Anklageschrift hervorgeht, war der Patient aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht in der Lage, die Tragweite seiner Entscheidung zu überblicken.
Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft basiert darauf, dass der Arzt dem Patienten eine Infusion legte und ein tödlich wirkendes Medikament anschloss, welches der Patient selbstständig durch Öffnen eines Ventils einnahm. Der Mediziner weist diese Vorwürfe vehement zurück und betont, dass der Patient einen klaren und selbstbewussten Willen geäußert habe. Ein erstes Treffen zur Freitodbegleitung war Ende 2021 gescheitert, da der Patient zu diesem Zeitpunkt in psychiatrischer Behandlung war.
Wiederaufnahme des Verfahrens
Etwa anderthalb Jahre später wandte sich der Patient erneut an den Arzt und drückte seinen Wunsch nach einem Ende seines Leidens aus. Dieser Fall wirft grundlegende Fragen über die rechtlichen und ethischen Aspekte der assistierten Sterbehilfe in Deutschland auf. Seit einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020 ist das strafrechtliche Verbot der geschäftsmäßigen Suizidassistenz für verfassungswidrig erklärt worden, was zu einer Diskussion über die Notwendigkeit eines rechtlichen Rahmens für die Suizidhilfe geführt hat. Assistierter Suizid bedeutet „Beihilfe zur Selbsttötung“, wobei der Sterbewillige die tödliche Substanz selbst einnimmt, unterstützt von einer anderen Person, wie Stiftung Patientenschutz informiert.
Der Arzt, der gleichzeitig Psychiater ist, wurde bereits Anfang 2024 zu drei Jahren Haft wegen Totschlags verurteilt. Dieses Urteil ist jedoch noch nicht rechtskräftig. Im aktuellen Verfahren sind bis zum 7. März insgesamt sieben Verhandlungstage angesetzt. Der Fall hat sowohl in der Öffentlichkeit als auch in Fachkreisen großes Aufsehen erregt und zeigt die Komplexität der Debatte rund um den assistierten Suizid.
Rechtlicher Rahmen in Deutschland und Europa
In Deutschland ist assistierte Sterbehilfe, trotz des verfassungsrechtlichen Urteils, weiterhin mit unterschiedlichen rechtlichen Einschränkungen behaftet. Während die Selbsttötung selbst nicht strafbar ist, kann die Beihilfe zum Suizid in bestimmten Fällen rechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen. Das ergibt sich auch aus den Informationen auf CDL RLP. In vielen europäischen Ländern, wie in Belgien und den Niederlanden, ist die ärztliche Suizidbeihilfe unter spezifischen Voraussetzungen legal.
Zusammenfassend wird dieser Fall die Diskussion über die gesetzliche Regelung der Suizidhilfe in Deutschland weiter anheizen, da sowohl das Recht auf Selbstbestimmung als auch die Fürsorgepflicht der Gemeinschaft immer wieder im Mittelpunkt der Debatten stehen. Auch wenn in Deutschland bedeutende rechtliche Änderungen diskutiert werden, bleibt der gesellschaftliche Konsens über die Grenzen und Möglichkeiten der assistierten Sterbehilfe eine große Herausforderung.