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Görlitz vor dem Wandel: Vom Waggonbau zur Rüstungsproduktion?

Der Görlitzer Waggonbau steht vor einem massiven Umbruch, da das Werk möglicherweise in die Produktion von Rüstungsgütern umschwenken könnte. Medienberichten zufolge plant der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS, Teile seines Radpanzers in den ehemaligen Werken des Schienenfahrzeugherstellers Alstom herzustellen. Diese Entwicklung sorgt für Besorgnis, insbesondere bei der Linken und anderen Kritikern, die die Militarisierung der Region und den Verlust traditioneller Arbeitsplätze befürchten. Susanne Schaper, die Partei- und Fraktionschefin der Linken, äußert ihr Bedauern über die mögliche Schließung des Waggonbaus, der seit 175 Jahren eine wichtige Rolle in der Industriegeschichte Görlitz spielt. „Die Zukunft liegt nicht im Militär, sondern im Schienenfahrzeugbau“, betont Schaper und verweist auf die wertvollen Industriearbeitsplätze, die der Sektor bietet.

Das Görlitzer Werk, das 1849 gegründet wurde und unter Alstom seit 2019 betrieben wird, hat in der Vergangenheit unter anderem ICE-Triebwagen und Doppelstockwaggons gefertigt. Trotz eines kurzen Aufschwungs durch Aufträge, die bis Mitte 2026 reichen, stehen die Zeichen auf Krise. Bereits im Oktober 2024 wurde angekündigt, dass das Werk bis Frühjahr 2026 geschlossen werden soll. Aktuell sind im Waggonbau noch 750 Menschen beschäftigt, vor zehn Jahren waren es noch 2000.

Übernahme durch KNDS und ihre Folgen

Die mögliche Übernahme und Umwandlung des Waggonbaus in eine Panzerschmiede haben in der Region gemischte Reaktionen ausgelöst. Während KNDS ein Auftragsplus von 130 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vermeldet hat, warnen Kritiker, dass die Region zunehmend militarisiert wird. Bereits im September 2022 protestierten Alstom-Beschäftigte mit einer Menschenkette gegen Stellenstreichungen und den damit verbundenen Wandel im traditionsreichen Waggonbau. Die Linke sieht in der Rüstungsproduktion, die möglicherweise Arbeitsplätze sichern könnte, keinen Grund zur Freude.

In einer Pressekonferenz am 5. Februar, an der auch Bundeskanzler Olaf Scholz und der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer teilnehmen werden, sollen weitere Informationen zur Zukunft des Standorts bekannt gegeben werden. Angesichts der sich verändernden Auftragslage und lackierenden Forschungs- und Entwicklungsprojekte wirft die zukünftige Richtung des Görlitzer Waggonbaus Fragen auf. Die letzte bedeutende Eigenentwicklung war ein Schnellzug-Doppelstockzug für die Schweizer Bundesbahnen, und aktuell gibt es Gerüchte über eine mögliche Veräußern des Standorts durch Alstom.

Historische Bedeutung und aktuelle Herausforderungen

Der Görlitzer Waggonbau hat jahrzehntelang das Stadtbild geprägt und international Anerkennung erlangt. Die Industrie hat einen tiefen historischen Bezug zur Stadt, dessen Erbe nun auf dem Spiel steht. Aktuell fertigt das Werk noch Doppelstockwagen für Israel sowie Straßenbahnen für Göteborg und Magdeburg. Jedoch war die letzte bedeutende Investition im Bereich Forschung und Entwicklung bereits viele Jahre her.

Angesichts der unsicheren Zukunft des Waggonbaus sind nicht nur die Beschäftigten betroffen, sondern auch die wirtschaftliche Stabilität der Region. Der Schweizer Honorarkonsul und der Schweizerisch-Deutsche Wirtschaftsclub haben kürzlich auf die Dringlichkeit der Thematik hingewiesen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass der Düsseldorfer Konzern Rheinmetall ebenfalls Interesse an dem Standort zeigen könnte, was das stetig wachsende Bedürfnis nach Rüstungsprodukten in Deutschland weiter unterstreicht.

Wie sich die Situation weiterentwickeln wird, wird stark von den bevorstehenden Entscheidungen und Gesprächen über die Zukunft des Görlitzer Waggonbaus abhängen. Die anhaltenden Proteste und die Kritik an der potenziellen Militarisierung könnten jedoch die anstehenden Pläne erheblich beeinflussen.

tag24, nd aktuell, Wirtschaft in Sachsen

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