
Die Bearbeitungszeiten von Steuerbescheiden in Deutschland sind ein zentrales Thema für viele Bürger und Steuerpflichtige. Eine umfassende Analyse von rund einer Million Steuererklärungen hat nun ergeben, dass die Finanzämter in Deutschland insgesamt schneller arbeiten als im Vorjahr. Der Durchschnitt liegt bei 51 Tagen, was einem Rückgang von sechs Tagen entspricht. Insbesondere in Baden-Württemberg gibt es signifikante Unterschiede unter den Finanzämtern, wie Schwäbische Post berichtet.
Das Finanzamt Aalen verbesserte sich im Jahr 2024 um 129 Plätze und belegt nun Rang 273, mit einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit von 50,2 Tagen. Dies ist schneller als der Bundesschnitt, wobei Aalen im Jahr zuvor auf Rang 402 mit 65,9 Tagen lag. Laut Jörg Feldwieser, dem Leiter des Finanzamtes Aalen, ist diese Verbesserung auf einen reduzierten Aufwand bei der Grundsteuerbearbeitung sowie auf eine gestiegene Qualität der eingereichten Erklärungen zurückzuführen.
Längere Wartezeiten in anderen Ämtern
Im selben Atemzug ist auch das Finanzamt Schwäbisch Gmünd zu erwähnen. Obwohl es sich um zwei Plätze auf Rang 362 verschlechterte, konnte die Bearbeitungszeit von 60,8 auf 55,6 Tage verringert werden. Dr. Michael Birk, der Amtsleiter von Schwäbisch Gmünd, berichtet, dass weniger Einkommensteuerfälle zu verzeichnen sind, unter anderem aufgrund weggefallener Pflichtveranlagungen.
In starkem Kontrast dazu steht das Finanzamt Wiesbaden, welches mit 113,3 Tagen die längste Bearbeitungszeit aufweist. In einem bundesweiten Vergleich liegt Bremen ebenfalls ganz hinten, mit einer Durchschnittswartezeit von 79,7 Tagen. Dagegen belegt Heidenheim im Jahr 2024 Platz 18 unter den deutschen Finanzämtern mit durchschnittlich 34,3 Tagen Bearbeitungszeit, was die Region in einem besseren Licht erscheinen lässt.
Ursachen für die Verzögerungen
Ein Grund für die Verlängerung der Bearbeitungszeiten ist der bestehende Bearbeitungsstau, mit dem viele Finanzämter aktuell kämpfen. Die zusätzlichen Aufgaben, die durch die Corona-Entlastungspakete sowie die Bearbeitung der Grundsteuererklärungen entstanden sind, tragen zur Belastung bei. Viele Ämter müssen sich außerdem mit einer Einspruchswelle auseinandersetzen. So wurden allein in Berlin bis April 2023 über 44.000 Einsprüche auf mehr als 300.000 ausgestellte Grundsteuerwertbescheide gezählt, wie Lohnsteuer Kompakt aufführt.
Die Analyse der Bearbeitungszeiten fällt unter die Verantwortung der jeweiligen Finanzämter, die auch Auskunft über den Status der Bearbeitung geben können. Für Steuerpflichtige ist es wichtig, nach zwei bis drei Monaten ohne Steuerbescheid nachzufragen. Sollte nach mehr als sechs Monaten keine Bearbeitung erfolgt sein, besteht die Möglichkeit, einen Untätigkeitseinspruch einzureichen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass trotz einiger positiver Entwicklungen in einzelnen Ämtern viele Finanzämter mit höheren Bearbeitungszeiten und zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Wie die Daten von finanz.de zeigen, sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern eklatant, was die Effizienz der Finanzverwaltung in Deutschland betrifft.