
Am 1. Februar 2025 hat die ARD mit der neuen Serie „Die Ermittlung“ den ersten Auschwitz-Prozess in Frankfurt in den Fokus gerückt. Diese auf dem gleichnamigen Theaterstück von Peter Weiss aus dem Jahr 1965 basierende Serie bietet einen tiefen Einblick in die Geschehnisse, die sich vor über einem halben Jahrhundert abspielten. Besonders bedeutend ist das Timing der Veröffentlichung, zumal sich am 27. Januar 2025 der 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz jährte.
Die erste Staffel der Serie ist in mehrere Teile gegliedert und wurde bereits in der ARD-Mediathek gestartet. Auch der Historie des Prozesses wird Rechnung getragen, indem der Gerichtssaal als düstere Halle dargestellt wird, in der 39 Zeugen aussagen. Ihre Berichte thematisieren die Ankunft der Häftlinge und die unvorstellbare Brutalität, Folter und die Ermordungen, die in Auschwitz stattfanden – inklusive der grausamen Einsätze von Gaskammern und Feueröfen. Historische Videosequenzen und Fotos unterstützen die dramatische Darstellung.
Der Auschwitz-Prozess: Ein Meilenstein
Der Auschwitz-Prozess begann im Dezember 1963 und war das größte Schwurgerichtsverfahren in der deutschen Justizgeschichte. Fritz Bauer, der damalige hessische Generalstaatsanwalt, klagte keine hochrangigen Nazis an, sondern Verwaltungsangestellte, Lagerärzte und SS-Wachleute, die für Mord und Beihilfe zu Mord verantwortlich gemacht wurden. Es handelte sich um insgesamt 17 Angeklagte, die in Zusammenhang mit 15.209 Morden angeklagt waren. Die Urteile, die im August 1965 gefällt wurden, sorgten für eine breite Debatte in der deutschen Gesellschaft, da sie oft als zu milde kritisiert wurden.
Die aufwändige Vorbereitung des Prozesses begann 18 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Mithilfe von Informationen, die Fritz Bauer von ehemaligen Auschwitz-Häftlingen und Journalisten erhielt, konnte die Staatsanwaltschaft umfangreiche Recherchen durchführen. Trotz der fehlenden diplomatischen Beziehungen zu Polen ermöglichte Bauer, dass junge Staatsanwälte vor Ort in Auschwitz recherchieren konnten, was zur Beschaffung entscheidender Beweise führte.
Kulturelle und gesellschaftliche Auswirkungen
Fritz Bauer und die Staatsanwaltschaft mussten sich nicht nur in der Öffentlichkeit behaupten, sondern ernteten auch oft Kritik, Beschimpfungen und sogar anonyme Drohungen. Dennoch setzte Bauer sich leidenschaftlich für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit ein. Während viele Deutsche 1965 noch nicht bereit waren, sich mit dem Holocaust auseinanderzusetzen, führte der Prozess zu einem Umdenken in Presse und Literatur und beeinflusste nachhaltig das deutsche Gedächtnis.
Die ARD-Serie leistet einen wichtigen Beitrag zu diesem diskursiven Erbe, indem sie die Ereignisse nicht nur aus einer historischen Perspektive betrachtet, sondern auch die literarischen und menschlichen Dimensionen des Holocaust aufzeigt. Ihre Ausstrahlung ermöglicht es den Zuschauern, das Geschehene zu reflektieren und die brisanten Themen von Gedenken und Wahrheit erneut zu bedenken. Kulturell und gesellschaftlich stellt der Prozess somit einen entscheidenden Wendepunkt dar.
Der Auschwitz-Prozess und die damit verbundenen Diskussionen sind nicht nur Teil der deutschen Geschichte, sondern auch ein Teil der kollektiven Erinnerung, die in der heutigen Gesellschaft weiterhin relevant bleibt. Dies wird auch durch das Interesse an Peter Weiss‘ Werk und die verschiedenen Umsetzungen in Film und Fernsehen deutlich, wie die ARD-Serie eindrucksvoll zeigt.