
In Deutschland ist das Thema der Wartezeiten auf Facharzttermine längst zu einer zentralen Debatte über die Ungleichheit im Gesundheitssystem geworden. Eine aktuell durchgeführte Befragung des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) zeigt, dass viele gesetzlich Versicherte oft wochenlang auf einen Termin warten müssen. Während 31% der Befragten mehr als 21 Tage warten, berichten nur 45% von einer Terminvergabe innerhalb einer Woche. Im Jahr 2022 waren rund 75% der Befragten mit den Wartezeiten zufrieden, auch wenn 31% die Wartezeit als zu lang empfinden. Diese Daten wurden im Frühjahr 2023 erhoben und verdeutlichen die anhaltenden Probleme im Zugang zu medizinischer Versorgung für Kassenpatienten.Tagesspiegel berichtet.
Die Ursache für die langen Wartezeiten wird häufig auf die ungleiche Behandlung von gesetzlich und privatVersicherten zurückgeführt. Nach Angaben von Tagesschau erhalten Privatpatienten oft innerhalb eines Tages einen Termin, während gesetzlich Versicherte in vielen Fällen bis zu sechs Wochen warten müssen. Die stellvertretende GKV-Chefin Stefanie Stoff-Ahnis hat diese Diskriminierung scharf kritisiert und fordert eine Reform, bei der die medizinische Notwendigkeit und nicht der Versicherungsstatus über die Terminvergabe entscheidet.
Politische Reaktionen und Vorschläge
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat die ungleiche Behandlung ebenfalls angesprochen und bezeichnet die längeren Wartezeiten für Kassenpatienten als untragbar. Er fordert eine Gleichbehandlung für alle Patienten und wirft gleichzeitig der politischen Opposition aus Union und FDP eine Blockadehaltung vor, die zur Entstehung einer Zwei-Klassen-Medizin führe. Dies entfacht erneut die Diskussion über notwendige Reformen im deutschen Gesundheitswesen.
Ein möglicher Vorschlag zur Verbesserung der Situation ist die Einführung einer gesetzlichen Verpflichtung für Arztpraxen, freie Termine tagesaktuell in ein Onlineportal einzustellen. So könnte eine transparente Terminvergabe ermöglicht werden, die allen Patienten gerecht wird.
Internationale Vergleiche
Im internationalen Vergleich zeigt eine Studie der OECD, dass Deutschland in puncto Wartezeiten recht gut abschneidet. In Deutschland erhalten 75% der Befragten innerhalb eines Monats einen Termin, was im Vergleich zu Ländern wie Schweden oder Kanada, wo über 50% der Patienten einen Monat oder länger warten, einen positiven Trend darstellt. Diese Daten verdeutlichen jedoch auch, dass die Wahrnehmung der Wartezeiten stark von der Versicherungsart abhängt. Nur 3% der Patienten in Deutschland warten mehr als zwei Monate auf einen Termin, was ebenfalls auf ein gewisses Maß an Effizienz im Gesundheitswesen hinweist, allerdings nicht für alle Versichertengruppen gleichermaßen gilt.PKV informiert.