
In Unterfranken hat eine bemerkenswerte rechtliche Auseinandersetzung begonnen, die sich aus einem mutmaßlichen Protest von Corona-Gegnern ergibt. Am Dienstag, den 4. Februar 2025, um 09:00 Uhr, startet die Berufungsverhandlung vor dem Landgericht Würzburg gegen zwei angeklagte Personen, die im Januar 2021 eine gefährliche Aktion an einer Bahnstrecke durchführten. Laut PNP haben die Angeklagten fünf Plakate über die Gleise der Bahnstrecke Gemünden-Waigolshausen angebracht. Diese Plakate trugen Aufschriften wie „Achtung Gleisbruch 2km“ und „Diesmal Fake“ und wurden kurz darauf von einem ICE mit 62 Fahrgästen überfahren. Glücklicherweise gab es keine Verletzten.
Die ersten Urteile gegen die beiden Angeklagten waren im Dezember 2022 gefällt worden, doch die Rechtsstreitigkeiten sind noch nicht abgeschlossen. Der 40-jährige Mann erhielt eine Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten. Die 63-jährige Frau wurde zu neun Monaten Haft verurteilt, ausgesetzt zur Bewährung. Beide legten gegen das Urteil ebenso Berufung ein wie die Staatsanwaltschaft. Die ursprüngliche Berufungsverhandlung war für April 2024 angesetzt, wurde jedoch wegen notwendiger Nachermittlungen und eines Sachverständigengutachtens ausgesetzt. Der Mann bestreitet die Vorwürfe, wohingegen die Frau sich in der vorherigen Anhörung nicht geäußert hat.
Szenario der Querdenken-Bewegung
Die Situation um die Angeklagten spiegelt eine breitere gesellschaftliche Bewegung wider, die während der Corona-Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Die Querdenken-Bewegung ist besonders in Deutschland auffällig geworden und hat sich in zahlreichen Protestaktionen manifestiert. Laut bpb, nahmen an einer Kundgebung in Berlin sowohl junge als auch alte Männer und Frauen teil, und es wurden Verschwörungserzählungen verbreitet, die die Glaubwürdigkeit der Corona-Maßnahmen in Frage stellen. Ein bemerkenswerter Aspekt ist die Sichtweise, dass die staatlichen Maßnahmen andere Zwecke verfolgen, was die Teilnehmer der Bewegung zusammengeschweißt hat.
Insgesamt fanden seit dem Frühjahr 2020 schätzungsweise 12.000 bis 15.000 Querdenken-Versammlungen in Deutschland statt. Experten warnen jedoch vor einer Radikalisierung innerhalb dieser Bewegung, insbesondere im Zusammenhang mit rechtsextremistischen Tendenzen. Die in diesen Kreisen verbreiteten Verschwörungserzählungen werden oft durch ein Bedürfnis nach Klarheit und Zugehörigkeit alimentiert. Dies zeigt sich darin, dass bei Versammlungen oft Begriffe wie „Frieden“ und „Freiheit“ instrumentalisiert werden, um das eigene Handeln zu legitimieren.
Krise der Überzeugungen und der Einfluss von Verschwörungstheorien
Eine vielschichtige Analyse zeigt, dass bestimmte Personengruppen besonders anfällig für Verschwörungstheorien sind. Laut einem Artikel auf National Geographic sind dies Menschen, die soziale Ausgrenzung erfahren oder ein geringes Gefühl von Kontrolle über ihr Leben haben. Diese Theorien bieten vermeintlich klare Erklärungen für komplexe gesellschaftliche Probleme und negieren den Zufall, als würden sie ein Gefühl der Kontrolle über die unvorhersehbaren Ereignisse ermöglichen.
Ohne Zweifel haben die Corona-Maßnahmen nicht nur die physische Gesundheit beeinflusst, sondern auch das gesellschaftliche Gefüge in Deutschland auf die Probe gestellt. Ein Teil der Querdenker-Bewegung hat sogar versucht, parlamentarischen Einfluss zu gewinnen, während der härtere Kern weiterhin auf der Straße mobilisiert. Angesichts dieser Entwicklung bleibt abzuwarten, wie die juristischen Auseinandersetzungen in Unterfranken, die exemplarisch für diese gespaltene Gesellschaft stehen, den weiteren Verlauf der Diskussion um die Corona-Maßnahmen beeinflussen werden.