
Patientinnen und Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion sind häufig einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie etwa Schlaganfall oder Herzinfarkt, ausgesetzt. Eine aktuelle Studie der Forschungsgruppe unter der Leitung von PD Dr. Dalia Alansary an der Universität des Saarlandes hat nun eine mögliche Ursache für diesen besorgniserregenden Zusammenhang identifiziert. Der Ionenkanal P2X7 spielt dabei eine zentrale Rolle. Diese Erkenntnisse wurden im Fachmagazin „Kidney International“ veröffentlicht, in dem auf die signifikante Wechselwirkung zwischen chronischer Niereninsuffizienz und kardiovaskulären Erkrankungen hingewiesen wird.
In Deutschland leiden rund neun Millionen Menschen an chronischer Niereninsuffizienz. Eine entscheidende Entdeckung der Studie ist, dass Nierenpatienten eine höhere Anzahl von P2X7-Rezeptoren auf ihren Monozyten aufweisen, die bei gesunden Individuen weniger ausgeprägt sind. Die Stimulation von P2X7 durch Adenosintriphosphat (ATP) führt zu einem Calciumeinstrom in die Zellen. Diese Immunzellen sind bekannt dafür, den entzündungsfördernden Signalstoff Interleukin-1-alpha (IL-1∝) zu produzieren.
Zusammenhang zwischen Nieren- und Herzkrankheiten
Die Untersuchung hat auch gezeigt, dass bei nierenkranken Patienten veränderte Calciumsignale von P2X7 festgestellt werden. Experimente mit Mäusen, die keinen P2X7-Protein exprimieren, ergaben, dass diese weniger anfällig für Nierenerkrankungen und akute Herzerkrankungen sind. Besonders ausgeprägt war die schützende Wirkung des Fehlens von P2X7 bei chronischen Herzerkrankungen. Bei Monozyten ohne P2X7 konnte eine verringerte Produktion entzündlicher Zytokine beobachtet werden, was die Entzündungsbilder in diesen Tieren deutlich milderte.
Die Forschungsgruppe sieht in P2X7 großes Potenzial für zukünftige Therapien. Ihr Ziel ist es, diesen Ionenkanal als Zielstruktur für Medikamente zur Behandlung von Nieren- und Herzkrankheiten zu nutzen. Die Originalpublikation mit dem Titel „Purinergic receptor P2X7 regulates interleukin-1α mediated inflammation in chronic kidney disease in a reactive oxygen species-dependent manner“ wird in der Fachzeitschrift „Kidney International“ veröffentlicht.
Ein breiteres medizinisches Bild
Die Erkenntnisse dieser Studie stehen im Einklang mit einem Konsensuspapier, das sich mit dem Management kardiovaskulärer Erkrankungen bei chronischer Nierenkrankheit (CKD) beschäftigt. Laut dem Konsensuspapier, das 2025 veröffentlicht wurde, ist CKD ein wesentlicher Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD). Dies umfasst koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Arrhythmien sowie das Risiko eines plötzlichen Herztodes.
Die Autoren des Konsensuspapiers unterstreichen die begrenzten diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten bei fortgeschrittener CKD und den Mangel an evidenzbasierten klinischen Studien für viele interventionelle und medikamentöse Therapien. Die enge Beziehung zwischen CVD und CKD hat erhebliche Auswirkungen auf die Prognose der Patienten, was eine differenzierte Betrachtung und spezialisierte Behandlung erforderlich macht.
Durch die Kombination der Erkenntnisse über den Ionenkanal P2X7 und die umfassenden Informationen aus dem Konsensuspapier entsteht ein ganzheitliches Bild der Herausforderungen und Chancen in der Behandlung von Patienten mit chronischen Nieren- und Herzkrankheiten. Dies könnte den Weg für innovative Therapieansätze ebnen, die entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität von Millionen Betroffenen beitragen könnten.
Für weitere Informationen zu den Ergebnissen der Studie, siehe Uni Saarland. Die publizierten Studienergebnisse finden sich auch in der Natur und im Konsensuspapier.