
In Middlesbrough, einer Stadt im Norden Englands, haben rassistische Riots eine Welle der Angst und Frustration ausgelöst. Am 5. Februar 2025 berichtete Al Jazeera, dass die Unruhen zu den größten Demonstrationen rassistischer Gewalt in der jüngeren britischen Geschichte gehören. Diese Ausschreitungen wurden durch falsche Behauptungen über einen muslimischen Einwanderer ausgelöst, der in einen Vorfall verwickelt war, bei dem drei junge Mädchen erstochen wurden. Tatsächlich war der Täter jedoch ein 18-Jähriger, der weder Muslim noch Einwanderer war.
Shazia Noor Ghani, die eine Hotline für muslimische Frauen in Middlesbrough verwaltete, berichtete von unablässigen Anrufen besorgter Frauen, die Unterstützung und Rat suchten. Sie ist die Gründerin von Nur Fitness, einer Gemeinschaftsorganisation, die Frauen aus ethnischen Minderheiten Sicherheit bietet und unter anderem Fitness- und psychiatrische Workshops abhält. Ghani betont, dass muslimische Frauen unverhältnismäßig häufig Opfer von Hassverbrechen werden, ganz besonders wenn sie sichtbar als Musliminnen identifiziert werden.
Rassismus und Wirtschaftskrise
Middlesbrough ist die ethnisch vielfältigste Region im Tees Valley, mit 17,6% ethnischen Minderheiten laut der Volkszählung von 2021. Trotz dieser Vielfalt haben wirtschaftliche Krisen und hohe Armutsraten dazu geführt, dass viele Bewohner Muslime und Migranten für den wirtschaftlichen Rückgang verantwortlich machen. Locals wie Shahla Khan berichten von einer Zunahme rassistischer Angriffe, die auch lokale Unternehmen betreffen.
In der Vergangenheit litt die muslimische Gemeinschaft bereits unter Rassismus, einschließlich der Cannon Street Riots von 1961. Mohammed Zabir, ein örtlicher Taxifahrer, wurde vor einem anti-muslimischen Marsch im Jahr 2011 angegriffen und erlag einen Monat später seinen Verletzungen. Dies hatte tiefgreifende Auswirkungen auf die muslimische Gemeinschaft vor Ort.
Aktuelle Entwicklungen und Reaktionen
In Reaktion auf die jüngsten Vorfälle wurden von der britischen Regierung 655.000 Pfund für Gemeinschaftsprojekte in Middlesbrough zugesagt. Ghani forderte mehr Unterstützung für Opfer von Rassismus und ein besseres Bewusstsein für Meldemechanismen. Parallel dazu versammelten sich am 23. November 2024 britische muslimische Gemeinschaften, um eine Strategie gegen den Anstieg von Islamophobie zu entwickeln. Diese Treffen wurden vom Muslim Council of Britain (MCB) koordiniert, der in den letzten Jahren einen Anstieg islamfeindlicher Angriffe dokumentiert hat, besonders seit dem Rückkehr von Donald Trump zur Präsidentschaft in den USA, der eine verstärkte Rhetorik von extremen Rechten beeinflusst hat.
Rund 40% aller religiösen Hassverbrechen in Großbritannien im Jahr bis März 2024 waren gegen Muslime gerichtet, wie die Home Office-Statistik zeigt. Die neu gegründeten Arbeitsgruppen des MCB konzentrieren sich auf die Bereiche Opferunterstützung, Beweiserhebung und Gemeinschaftsbildung. Zara Mohammed, die Generalsekretärin des MCB, hat betont, dass entschlossene Maßnahmen über Worte hinaus dringend erforderlich sind.
Langfristige Perspektiven
Die wiederholten Angriffe auf muslimische Gemeinschaften sind ein besorgniserregender Trend, den die Gesellschaft nicht ignorieren kann. Laut MCB wurde zuletzt ein Anstieg um 25% bei religiösen Hassverbrechen im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet. Der Wesenskern dieser Gewalt war oft von der politischen Debatte beeinflusst, die in Großbritannien durch Ereignisse wie das Brexit-Referendum von 2016 angeheizt wurde. Dieses Referendum hatte bereits einen sprunghaften Anstieg der islamfeindlichen Vorfälle zur Folge, wie Berichte zeigen.
Wenn die britische Gesellschaft denn den Kurs ändern und eine inklusivere Zukunft aufbauen will, ist es an der Zeit, Maßnahmen zu ergreifen, die wirkungsvoll sowohl Rassismus als auch Islamophobie bekämpfen. Die Mobilisierung der Gemeinschaft und der Dialog zwischen verschiedenen Gruppen sind entscheidend, um das Zusammenleben in eine positive Richtung zu lenken.