
Am Freitag, den 7. Februar 2025, beginnen vor dem Landgericht Ulm die Verhandlungen gegen zwei 17-Jährige aus den Niederlanden. Sie stehen wegen zweifachen versuchten Mordes im Zusammenhang mit einem gefährlichen Anschlag auf die Pizzeria „Adler“ in Eislingen vor Gericht. Dieser Vorfall ereignete sich am 9. August 2024, als die Jugendlichen in einer mutmaßlich geplanten Aktion eine mit Benzin gefüllte und entzündete Plastikflasche in das Lokal warfen. Die Anklage erhebt schwere Vorwürfe und sieht in ihrem Handeln eine bewusste Inkaufnahme des Todes zweier Personen.
Die Verhandlung unter der Leitung von Richter Michael Lang findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, um die Privatsphäre der minderjährigen Angeklagten zu schützen. Insgesamt sind neun Verhandlungstage angesetzt, und ein Urteil könnte bereits Ende April 2025 fallen. Die Anklage umfasst mehrere Punkte: versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion, besonders schwere Brandstiftung, sowie gefährliche Körperverletzung und Sachbeschädigung. Im Falle einer Verurteilung droht den beiden Jugendlichen eine Jugendstrafe von bis zu zehn Jahren.
Hintergründe des Vorfalls
Die beiden Angeschuldigten sollen von einem Fahrer aus Amsterdam nach Eislingen gebracht worden sein. Während der ersten Vernehmungen gaben die Jugendlichen an, dass sie im Auftrag einer unbekannten Person handelten. Sie schwiegen jedoch über den genauen Auftraggeber. Laut der Anklage war der Anschlag bestens vorbereitet: Zunächst sollen sie mit einem Stein ein Loch in eine Fensterscheibe der Pizzeria geworfen haben, um anschließend die brennende Flasche ins Innere zu schleudern.
Die Explosion der Plastikflasche führte zu einer massiven Druckwelle, die im Lokal für Panik sorgte. Zwei Männer im Alter von 53 und 56 Jahren erlitten durch die Explosion mehrere Wochen andauernde Ohrenschmerzen, konnten jedoch das Feuer eigenständig löschen, bevor die Feuerwehr eintraf. Der Sachschaden am Gebäude wird auf etwa 80.000 Euro geschätzt. Die Jugendlichen befinden sich seit ihrer Festnahme in Untersuchungshaft, nachdem sie nach kurzer Flucht gefasst wurden.
Gesellschaftlicher Kontext
Vorfälle wie dieser werfen ein Licht auf das Thema Jugendkriminalität, das in der deutschen Gesellschaft zunehmend diskutiert wird. Nach Informationen des Bundesjugendministeriums wird an Handlungsstrategien zur Prävention gearbeitet. Die Mehrheit der tatverdächtigen Kinder und Jugendlichen gerät nur einmal in Konflikt mit dem Gesetz. Jedoch gibt es eine kleine Gruppe, die als „Intensivtäter“ bezeichnet wird, die wiederholt schwerwiegende Straftaten begehen. Diese Jugendlichen sind oft von komplexen Problemen betroffen, darunter soziale Benachteiligung und Gewalterfahrungen in der Familie. Das Ministerium hat bereits verschiedene Konzepte zur Vermeidung von Kinder- und Jugendkriminalität entwickelt und die Zusammenarbeit von Schulen, Polizei und Jugendhilfe verstärkt, um präventiv tätig zu werden.
In der kommenden Gerichtsverhandlung werden insgesamt 17 Zeugen sowie ein Sachverständiger gehört werden. Die Öffentlichkeit wird sich fortan verstärkt mit den Motiven und Hintergründen der Tat auseinandersetzen müssen. Die Gesellschaft ist gefragt, sich mit der Entwicklung und den Umständen von Jugendkriminalität kritisch auseinanderzusetzen und effektive Maßnahmen zur Prävention zu fördern.
Für weitere Informationen zu diesem Fall und den rechtlichen Verfahren verweisen wir auf die Berichterstattung von ZVW sowie SWP. Informationen zu den Bemühungen in der Kriminalitäts- und Gewaltprävention finden sich auf der Webseite des Bundesjugendministeriums.