
Der Waggonbau Görlitz, bis dato ein renommierter Standort für die Produktion von Schienenfahrzeugen, wird künftig eine Schlüsselrolle in der Rüstungsindustrie spielen. In einer richtungsweisenden Vereinbarung, die im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz unterzeichnet wurde, übernimmt der deutsch-französische Rüstungskonzern KNDS das Görlitzer Werk des französischen Unternehmens Alstom. Dies markiert einen bedeutenden Übergang in der Nutzung des Werks, das nicht mehr für die Herstellung von Zügen, sondern für die Produktion von Panzerteilen vorgesehen ist. Tag24 berichtet.
Der Rüstungshersteller KNDS plant, das Görlitzer Werk bereits in diesem Jahr in Betrieb zu nehmen, um dort Baugruppen für namhafte militärische Fahrzeuge wie den Leopard 2 Kampfpanzer und den Puma Schützenpanzer zu produzieren. Außerdem sollen Komponenten für die verschiedenen Varianten des Radpanzers Boxer gefertigt werden. Der Übergang des Standortes wird schrittweise erfolgen, mit dem Ziel, bis 2027 den vollständigen Betrieb aufzunehmen. World Energy News berichtet.
Soziale Verantwortung im Fokus
Ein zentraler Aspekt dieser Umstrukturierung ist die Beschäftigung der aktuellen Mitarbeiter. Von den rund 700 Beschäftigten sollen etwa 580 auch weiterhin im Werk oder an alternativen Standorten eine Anstellung finden. Für die restlichen Mitarbeiter wird eine faire und sozialverträgliche Lösung angestrebt. KNDS-Chef Florian Hohenwarter äußerte sich positiv über die Übernahme, indem er betonte, dass die neue Produktionsstätte in Görlitz die Kapazitäten des KNDS-Netzwerks erweitern werde.
KNDS entstand aus einem Zusammenschluss von Krauss-Maffei Wegmann und Nexter und hat sich als führender Hersteller militärischer Landsysteme in Europa etabliert. Das Unternehmen beschäftigt etwa 9.500 Mitarbeiter und stützt sich auf einen soliden Umsatz von 3,3 Milliarden Euro im Jahr 2023, mit einem Auftragsbestand von rund 16 Milliarden Euro.
Ein Blick auf die Rüstungsindustrie in Deutschland
Die deutsche Rüstungsindustrie hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, insbesondere im Kontext der geopolitischen Entwicklungen. So plant die Bundesregierung, die Bundeswehr durch den Erwerb neuer „Leopard 2 A6“-Panzer zu stärken. Vor dem Hintergrund wachsender Aufträge und einer stagnierenden Branche wird trotz eines Anstiegs der Verteidigungsausgaben erwartet, dass Unternehmen wie Rheinmetall, das 1200 neue Mitarbeiter eingestellt hat, weiterhin wachsen werden. Tagesschau berichtet.
Insgesamt beschäftigt die Rüstungsindustrie in Deutschland rund 135.000 Menschen und erwirtschaftet jährlich etwa 30 Milliarden Euro Wertschöpfung. Dennoch gibt es Herausforderungen: Der Umsatz in der Branche war beispielsweise von 11,69 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 11,28 Milliarden Euro im Jahr 2020 gesunken. Trotz der Erhöhung der Verteidigungsausgaben seit 2017 stagniert der Anteil dieser Ausgaben am Bruttoinlandsprodukt bei etwa 1,5%.