
Am 5. Februar 2025 eröffnete die junge Fotografin Eva-Maria Gebhardt ihre Ausstellung „Dressed as a Girl“ im Stadtpalais in Stuttgart. Diese umfangreiche Fotoreportage gewährt einen tiefen Einblick in das Leben dreier Stuttgarter Drag-Queens: Cherry Bliss, Queen Henni und Emily Island. Die Ausstellung bietet nicht nur eine visuelle Reise, sondern erzählt auch die Geschichten hinter der Drag-Kunst.
Die Fotografien zeigen die Queens in verschiedenen Lebenslagen, sowohl bei Auftritten als auch im Alltag. Gebhardt wagt es, die Facetten der Drag-Kultur zu dokumentieren, die oft im Verborgenen bleibt. Sie möchte das Interesse an Drag wecken und Menschen ermutigen, ihre Identität auszudrücken, auch wenn sie sich in ihrer Wahrnehmung eingeschränkt fühlen. Die Eröffnung der Ausstellung verzeichnete großes Interesse und führte zu einer Verlängerung bis mindestens zum 23. Februar 2025.
Einblick in die Drag-Welt
Die Woche der Eröffnung war ein voller Erfolg und bot dem Publikum die Möglichkeit, die Komplexität des Drag-Lebens kennenzulernen. Die Herausforderung, die viele Drag-Künstler bewältigen müssen, wird in der Ausstellung klar hervorgehoben. Henni und Cherry Bliss zeigen, dass es in Deutschland schwierig ist, allein von Drag zu leben. Deswegen haben beide neben ihren Auftritten auch Hauptjobs.Zvw.de berichtet, dass die Zeit, die Cherry Bliss für ihre Drag-Identität investiert, stark von der Auftragslage abhängt.
Nicht nur der Zeitaufwand, sondern auch die häufig unangenehmen Erfahrungen beim Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere abends, sind Teil des Lebens der Queens. Diese Herausforderungen werden in den von Gebhardt geschaffenen Bildern eindrucksvoll reflektiert. Ihre Fotos legen den Fokus auf die kreativen und sozialen Dimensionen der Drag-Kultur und bieten damit einen intimen Blick hinter die Kulissen.Stadtpalais Stuttgart hebt hervor, dass die Ausstellung als Dokumentation fungiert, um das Verständnis für Drag zu vertiefen.
Die Entwicklung der Drag-Kultur
Drag-Kunst hat eine tief verwurzelte Geschichte, die nach wie vor von gesellschaftlichen Herausforderungen geprägt ist. Historisch entstanden Drag-Balls vor allem in der Schwarzen und Latino-Community, die sich eigene Events schufen, nachdem sie von offiziellen Wettbewerben ausgeschlossen wurden.National Geographic beschreibt, dass William Dorsey Swann, der als „Queen of drag“ bekannt wurde, in den 1880er Jahren Dragballs organisierte und damit einen prägendenden Einfluss auf die Kultur ausübte. Seine Veranstaltungen waren geheim und boten einen sicheren Raum für queere Menschen, die sich gegen die gesellschaftliche Ächtung zur Wehr setzen mussten.
Die aktuellen Entwicklungen im Bereich Drag spiegeln einen gewachsenen Akzeptanzradius wider, der jedoch nicht ohne Herausforderungen ist. Gebhardt möchte mit ihrer Arbeit nicht nur die zeitgenössische Drag-Kultur dokumentieren, sondern auch die Hintergründe und Hürden beleuchten, die mit der Ausübung dieser Kunstform verbunden sind. Ihre nächste Herausforderung wird ein Projekt über „Wahlfamilien“ sein, womit sie ihre dokumentarische Arbeit fortsetzen wird.