
Das Phänomen des Liegenreservierens hat mittlerweile auch in den Saunen und Schwimmbädern auf der Ostalb Einzug gehalten. Wie Schwäbische Post berichtet, häufen sich die Beschwerden über das Reservieren von Liegen, insbesondere an den Wochenenden. Gäste stellen Handtücher bereit, um ihren Platz zu sichern, was nicht nur bei anderen Badegästen Unmut auslöst, sondern auch die Betriebsleiter unter Druck setzt.
Andreas Löhr, der Betriebsleiter der Bäder in Ellwangen, beschreibt, dass Schilder angebracht wurden, die die Besucher auffordern, Liegen zu teilen. Im Gegensatz dazu hat die Waldsauna in Waldstetten entschieden, das Reservieren von Liegen zu erlauben und die Anzahl der Liegen erhöht, um Ordnung zu schaffen und Chaos zu vermeiden. Im Gegensatz dazu wird in den Limes-Thermen in Aalen den Gästen freundlich vermittelt, dass Reservierungen nicht gestattet sind, und hier verhalten sich die Gäste vorbildlich.
Soziale Dynamiken und rechtliche Aspekte
Psychologin Margit Nowotny erklärt, dass das Reservieren von Liegen in der Öffentlichkeit oft als egoistisch wahrgenommen wird. Der Sozialwissenschaftler Erving Goffman beschreibt dieses Verhalten als einen „Schutz des Selbst“, bei dem Menschen in öffentlichen Räumen versuchen, sich ein Gebiet zu sichern. Dies verdeutlicht, dass das Verhalten in Schwimmbädern und Saunen nicht nur individuelle Entscheidungen widerspiegelt, sondern auch tiefere gesellschaftliche Strömungen und Normen offenbart.
Laut deutschem Recht sind Gäste verpflichtet, öffentliche Einrichtungen mit anderen zu teilen, und ein Handtuch allein bietet keinen rechtlichen Schutz vor dem Verlust des reservierten Platzes. Dennoch behalten Betreiber von Einrichtungen das Recht, eigene Vorschriften zu erlassen, die auch Reservierungssysteme einschließen können.
Kulturelle Perspektiven und Saunagetikette
Die Sauna selbst ist ein Ort, der traditionell kulturelle Werte verkörpert. Wie Sauna-Portal darstellt, variieren die Saunaregeln weltweit und spiegeln unterschiedliche kulturelle Ansichten wider. In vielen europäischen Ländern ist Nudität in Saunen weit verbreitet und wird als normal empfunden, was das soziale Miteinander fördert. In Deutschland beispielsweise wird Badekleidung oft als unhöflich angesehen.
Generell gibt es ein grundlegendes Regelwerk für Saunabesuche: Duschen vor dem Betreten ist ein Muss, Ruhezeiten sind einzuhalten und das Vermeiden von lauten Gesprächen wird als Zeichen des Respekts angesehen. Saunagänger werden dazu ermutigt, ihre Handtücher mitzunehmen, um nicht nur auf Hygiene zu achten, sondern auch um die Privatsphäre anderer zu respektieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Reservieren von Liegen in Saunen und Bädern nicht nur ein Ausdruck individueller Bedürfnisse ist, sondern auch in einen größeren gesellschaftlichen Kontext eingebettet ist. Die Vielzahl an Regeln und die kulturelle Diversität zeigen, wie wichtig gegenseitiger Respekt und das Teilen öffentlicher Räume in der Sauna- und Bäderkultur sind.