
Professor Stefan Rettich vom Institut für Urbane Entwicklungen der Universität Kassel wurde in den wissenschaftlichen Beirat der Stiftung Bauhaus Dessau berufen. Die Stiftung ist eine renommiertes wissenschaftlich-künstlerische Institution in Sachsen-Anhalt, die sich der Erhaltung und Fortentwicklung des Bauhaus-Erbes widmet. Zu den Schwerpunkten der Stiftung zählen Projekte in den Bereichen Landschaftsplanung, Urbanistik und Architektur, sowie die Erforschung der Entwicklung und Wirkungsgeschichte des Bauhauses. Sie fungiert zudem als nationales und internationales Austauschformat.
Der wissenschaftliche Beirat spielt eine zentrale Rolle, indem er zu geplanten Programmen berät. Hierzu gehört unter anderem das Format „Bauhaus Lab“, das darauf abzielt, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, sowie das Master-Programm COOP Design Research. Der Beirat setzt sich aus zehn Mitgliedern zusammen, die Experten aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung, Kunst und Kultur sind. Professor Rettich ist zudem Leiter des Fachgebiets Städtebau am Fachbereich Architektur – Stadtplanung – Landschaftsplanung der Universität Kassel.
Forschungsschwerpunkte der Stiftung
Ein aktuelles und bedeutendes Projekt der Stiftung ist „Bauhaus im Text“, das sich intensiv mit dem textlichen Erbe des historischen Bauhauses von 1919 bis 1933 auseinandersetzt. Bislang existiert keine vollständige Übersicht der von Bauhäusler*innen verfassten Texte. Der 1962 von Hans Maria Wingler herausgegebene Band „Das Bauhaus: Weimar, Dessau, Berlin 1919–1933“ stellt lediglich eine erste Auswahl dar.
Das Projekt hat zum Ziel, die Lücke in der Bauhausforschung zu schließen und die Texte digital zugänglich zu machen. Hierzu erstellt die Stiftung ein kommentiertes Verzeichnis aller Schriften und Quellen. Im Rahmen des Projekts werden zudem zwei digitale Beispieleditionen entwickelt, darunter eine Untersuchung der von kommunistischen Student*innen veröffentlichten Zeitschrift „bauhaus. sprachrohr der studierenden. organ der kostufra“ und eine kritische Auseinandersetzung mit Ludwig Hilberseimers theoretischem Werk, insbesondere seinem Buch „The New City. Principles of Planning“, dessen Vorarbeiten am Dessauer Bauhaus 1928/29 begannen. Diese Initiative wurde mit 620.000 Euro vom Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt gefördert, und die Ergebnisse sind auf der Internetseite der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) abrufbar.
Die Bauhausbücher
Zusätzlich zur laufenden Forschung veröffentlicht die Stiftung bedeutende Werke des Bauhauses, wie das Buch „International Architecture“ von Walter Gropius. Dieses Buch ist Teil der Bauhausbücher-Serie und bietet einen umfassenden Überblick über die internationale Architektur der Mitte der 1920er Jahre. Gropius behandelt darin die gemeinsamen Prinzipien der Avantgarde in verschiedenen Ländern.
Der umfangreiche illustrierte Abschnitt dokumentiert die Entwicklung einer konsistenten Weltanschauung in der Architektur. Gropius’ Werk dokumentiert und veranschaulicht die Reformphilosophie des Bauhauses und zeigt eine neue Sprache der Formen sowie die veränderte Rolle des Architekten. Die erste englische Ausgabe von Band 1 der Bauhausbücher kontextualisiert die Errungenschaften des Bauhauses auf internationaler Ebene und ist im Originaldesign mit einem separaten Kommentar erhältlich. Interessierte haben die Möglichkeit, die Facsimile-Ausgabe, herausgegeben von Lars Müller in Zusammenarbeit mit dem Bauhaus-Archiv/Museum für Gestaltung, im bauhaus-shop oder direkt bei den Verlegern zu erwerben.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Stiftung Bauhaus Dessau durch ihre vielfältigen Forschungsprojekte und Publikationen wie das laufende Projekt „Bauhaus im Text“ und die Herausgabe der Bauhausbücher einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung und Weiterentwicklung des Bauhaus-Erbes leistet.
Für weiterführende Informationen besuchen Sie bitte die Seiten von Universität Kassel, Stiftung Bauhaus Dessau und Bauhaus-Archiv.