
In Deutschland ist das Durchschnittsalter der Autos in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Lag es 2012 noch bei 8,7 Jahren, erreicht es nun 2022 bereits 10,1 Jahre. Diese Entwicklung hat vor allem Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit und die Kosten, die Autofahrer für die Hauptuntersuchung (HU) aufbringen müssen. In Brandenburg ist das Durchschnittsalter der Fahrzeuge sogar auf 10,5 Jahre gestiegen, wobei Bremen mit 10,6 Jahren den höchsten Wert aufweist. Diese Statistiken sind besonders besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass mittlerweile rund 750.000 Pkw in Brandenburg mindestens 10 Jahre alt sind, was 51% des Gesamtbestands ausmacht.
TÜV-Süd fordert daher eine jährliche Hauptuntersuchung für Fahrzeuge ab einem Alter von 10 Jahren. Dies könnte für die Prüforganisationen ein zusätzliches Geschäft von etwa 3 Milliarden Euro pro Jahr bedeuten, wie maz-online.de berichtet. Der TÜV-Chef Jürgen Wolz betont die zunehmende Mängelquote bei älteren Fahrzeugen und weist darauf hin, dass gerade schlecht gewartete Autos ein hohes Risiko bergen.
Steigende Kosten und Mängelquote
Eine Hauptuntersuchung mit Abgasuntersuchung kostet derzeit über 150 Euro, was zu zusätzlichen Ausgaben von etwa 112,5 Millionen Euro jährlich für Autofahrer in Brandenburg führen könnte. Im letzten Jahr bestanden 78,6% der Fahrzeuge in Berlin und Brandenburg die HU beim ersten Versuch. Dennoch fiel in Brandenburg fast ein Viertel der Fahrzeuge (24%) wegen erheblicher Mängel durch. Im Vergleich dazu lag die bundesweite Mängelquote bei 20,6% und ist ein wichtiges Indiz für die Verkehrssicherheit.
Viele Autofahrer sind skeptisch gegenüber den von TÜV und weiteren Organisationen geforderten Regelungen. Die Unfallforscherin Kirstin Zeidler vom GDV kann keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Alter der Fahrzeuge und einem höheren Unfallrisiko erkennen. Interessanterweise zeigt eine Studie von Dekra, dass weniger als 50% der Neuwagen die Hauptverursacher von Unfällen sind. Fahrzeuge, die mindestens 12 Jahre alt sind, sind in fast 60% der Fälle beteiligt, was auf die verbesserte Sicherheitstechnik neuester Modelle zurückgeführt wird.
Auswirkungen auf die Fahrzeughalter
Der Automobilclub von Deutschland (AvD) weist die Notwendigkeit einer jährlichen HU-Pflicht zurück. Eine eigene Auswertung zeigt, dass ältere Fahrzeuge nicht häufiger Pannen haben. AvD-Präsident Lutz Leif Linden hebt hervor, dass viele Fahrzeughalter sich kein neues Auto leisten können, was die Diskussion über diese neuen Prüfmodalitäten zusätzlich belastet.
Der Vorschlag, häufiger Prüfungen für ältere Autos durchzuführen, ist nicht neu. Bereits 2012 gab es einen ähnlichen Vorstoß von der EU-Kommission, der jedoch abgelehnt wurde. Auch der ADAC hatte damals kritisiert, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen kürzeren Prüfintervallen und verbesserter Verkehrssicherheit gibt. Laut dem Statistischen Bundesamt sind lediglich 0,6% aller Unfälle auf technisches Versagen zurückzuführen.
Eine Modernisierung der Hauptuntersuchung ist auch notwendig, um den schnell wachsenden Anteil von Elektrofahrzeugen gerecht zu werden. Viele der modernen Funktionen und Assistenzsysteme können derzeit nur unzureichend getestet werden. Ein Bericht von bild.de betont, dass die Überprüfung dieser Fahrzeuge eine umfassende Anpassung der bestehenden Prüfstandards erfordert.