
Eine Postkarte, die vor 47 Jahren aus einer Rehabilitationsmaßnahme im Schwarzwald verschickt wurde, hat kürzlich ihren Empfänger erreicht. Diese bemerkenswerte Geschichte entfaltet sich im Wichernhaus in Altdorf, wo der Einrichtungsleiter Thomas Jacoby die Karte Mitte Januar 2025 entdeckte. Ursprünglich wurde sie von einem ehemaligen Verwaltungsmitarbeiter, Karl S., an seine Kollegen gerichtet und enthielt neun Bilder aus dem Schwarzwald, die mit einer Schreibmaschine getippt waren. Die Postkarte war datiert auf den 20. Oktober 1977 und vermochte, Informationen über den bevorstehenden Heimaufenthalt des Absenders mitzuteilen. Jedoch sollte das Schicksal etwas anders entscheiden.
Die Karte, adressiert an das Wichernhaus in Altdorf, gelangte nie ihrem Ziel, da die orthopädische Klinik 1980 umgezogen war. Der Umzug führte das Wichernhaus von Altdorf nach Rummelsberg, weswegen die Karte für Jahrzehnte im Archiv feststeckte. Thomas Jacoby fand die Karte in seiner Postmappe und vermutete zunächst, es handele sich um ein nostalgisches Ausstellungsstück zum 100-jährigen Bestehen der Klinik. Nach Recherchen eines langjährigen Mitarbeiters wurde jedoch der Absender der Karte ausfindig gemacht.
Die lange Suche nach dem Absender
Der Absender, der heute über 100 Jahre alt wäre, hatte 1977 während seines Reha-Aufenthalts im Schwarzwald an seine Kollegen geschrieben. Der Aufruf zur Suche nach dem ursprünglichen Empfänger führte zu Antworten aus der ehemaligen Kollegenschaft. Egid Simon von der Initiativgruppe Gliedmaßenamputierter e.V. erinnerte sich sogar an Karl S. und trug so zur Klärung der Situation bei. Durch die interne Recherche konnte die Authentizität der Postkarte schließlich bestätigt werden.
Die Postkarte gelangte schließlich doch noch an das Krankenhaus Rummelsberg, das sich etwa acht Kilometer vom ursprünglichen Wichernhaus entfernen befindet. Hier, im Lehrkrankenhaus der Universität Erlangen-Nürnberg, das jährlich rund 13.000 stationäre und 23.000 ambulante Patienten versorgt, wird die Karte nun als Teil der Ausstellung betrachtet. Dominik Kranzer, Pressesprecher des Krankenhauses, plant, die Karte in einer Vitrine zusammen mit anderen Auszeichnungen auszustellen.
Ein historisches Relikt
Eine Sprecherin der Deutschen Post erklärte, dass es für Postkarten keine spezifischen Einlieferungs- und Auslieferungsdokumentationen gibt. Man darf spekulieren, wie es zu dieser außergewöhnlichen Verzögerung kam. Einige Hypothesen deuten darauf hin, dass die Karte möglicherweise auf einem Dachboden gefunden oder in einer Maschine stecken geblieben sein könnte. Diese Ungewissheit gibt der Geschichte einen zusätzlichen Hauch von Nostalgie.
Das Wichernhaus, welches bis 1980 in Altdorf beheimatet war, existiert weiterhin als Rehabilitationszentrum für körperbehinderte Schüler. Zwischen 2023 und 2027 wird es durch ein neues Klinikgebäude ersetzt, das mit Kosten von 150 Millionen Euro, teilweise gefördert durch den Freistaat Bayern, in der Nähe der bestehenden Einrichtung realisiert wird. Dies unterstreicht die kontinuierliche Entwicklung und Anpassung der medizinischen Infrastruktur der Region.
Die Postgeschichte in Deutschland ist bis zum späten Mittelalter zurückverfolgen, als es noch keine öffentliche Post gab. Die Einführung eines neuen Postsystems durch Maximilian I. im Heiligen Römischen Reich im Jahr 1490 sowie der spätere Postvertrag von 1505 führten zur Gründung eines neuzeitlichen Postunternehmens. Diese Entwicklungen und viele weitere Aspekte illustrieren die lange und komplexe Geschichte des Postwesens in Deutschland, in die die nun 47 Jahre verloren gegangene Postkarte auf ihre eigene Weise eingepasst ist.