
Ein Vorfall, der die Debatte um das richtige Verhalten von Hundehaltern im Umgang mit wildlebenden Tieren neu entfacht, ereignete sich heute in der Nähe von Trebgast im Landkreis Kulmbach. Ein Reh erlitt schwere Verletzungen, die von einem freilaufenden Hund verursacht wurden, und musste letztendlich von den eintreffenden Polizisten erlöst werden. Laut Angaben eines Zeugen wurde der Hund am Freitagmorgen auf einer Wiese beobachtet. Da der Jagdpächter nicht erreichbar war, informierte der Zeuge die Polizei.
Die Beamten konnten weder den Hund noch die Halterin an dem Ort des Geschehens antreffen. Durch umfassende Befragungen in der Nachbarschaft wurde die 53-jährige Halterin schließlich ermittelt. Die Polizei hat gegen sie ein Verfahren eingeleitet, das auf einen Verstoß gegen das Bayerische Jagdgesetz abzielt. Ob der Vorfall für die Halterin weitere rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen wird, ist noch unklar, informiert die Passauer Neue Presse.
Hunderisse als zunehmendes Problem
Das Ereignis ist Teil eines größeren Trends in Bayern, wo immer häufiger Hunderisse verzeichnet werden. Nur im Jahr 2024 gab es in der Polizeiinspektion Wolfratshausen bereits vier dokumentierte Fälle von Rehen, die durch freilaufende Hunde verendet sind. Diese alarmierenden Zahlen wurden durch Hundetrainer Florian Roth und andere Experten bestätigt, die darauf hinweisen, dass jeder Hund einen natürlichen Jagdinstinkt besitzt. Es liegt in der Verantwortung der Hundehalter, dafür zu sorgen, dass ihre Tiere nicht in die Verlegenheit kommen, Wild zu verfolgen.
Roth warnt, dass das Verfolgen von Wild als Jagdwilderei angesehen werden kann, was strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Im vergangenen Oktober sei ein ähnlicher Vorfall bekannt geworden, bei dem zwei Rehe durch Hundebisse verendeten, was zu einem Strafverfahren führte. Häufig können die Halter jedoch nicht ermittelt werden, da sie sich selten zu melden. Oft sind es Spaziergänger oder Jäger, die verletztes oder verendetes Wild an die Polizei melden.
Rechtliche Grundlagen und Auswirkungen
Der Vorfall wirft auch Fragen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen auf. Das Bayerische Jagdgesetz (BayJG), das 1979 in Kraft trat und zuletzt 2024 aktualisiert wurde, hat das Ziel, einen gesunden Wildbestand zu erhalten und gleichzeitig wirtschaftliche Interessen zu schützen. Verstöße gegen dieses Gesetz können mit Geldbußen von bis zu 5.000 Euro geahndet werden. Außerdem ist es Jägern erlaubt, Hunde zu erschießen, wenn diese Wild erkennbar verfolgen und es wahrscheinlich ist, dass sie es erlegen.
Die Diskussion über die Sicherheit von Wildtieren und das verantwortungsvolle Verhalten von Hundebesitzern wird weiterhin an Bedeutung gewinnen. Heinz Repert, der Vorsitzende der Jagdkreisgruppe Wolfratshausen, kritisiert die Unvernunft mancher Hundehalter und betont die Notwendigkeit einer Grunderziehung für Hunde sowie spezielle Anti-Jagd-Kurse. Es wird empfohlen, Hunde an der Leine zu führen, insbesondere in der Dämmerung, und spezielle Langlaufleinen zu verwenden, um einen effektiven und kontrollierten Umgang zu gewährleisten.